An die 300 Kassenarzt-Ordinationen in Österreich sind derzeit nicht besetzt. Die Wartezeiten auf Arzttermine werden immer länger, die Behandlungsdauer dafür immer kürzer. Das zeigt unter anderem die große "Wiener Wartezeitenstudie".1 Demnach musste man im Jahr 2012 durchschnittlich fünf Tage auf einen Termin beim Lungenfacharzt warten, 2024 waren es hingegen bereits 36 Tage. Mit 90 Tagen ist das Warten auf eine Konsultation bei Spezialist:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders zäh (hier liegt allerdings kein Vergleichswert zu 2012 vor). Längst ist die Rede von "Fünf-Minuten-Medizin", da aufgrund des steigenden Patient:innen-Aufkommens und eines hohen Dokumentations- und Administrationsaufwandes kaum mehr Zeit für den Ärzt:in-Patient:in-Kontakt bleibt.
Ein möglicher Lösungsansatz, um dem entgegenzuwirken, könnte ein Neudenken des Berufsbildes der Ordinationsassistenz mitsamt einer Ausweitung der Ausbildung und somit der Befugnisse sein. Genau festgelegt sind die Tätigkeiten dieser Berufsgruppe im Medizinische Assistenzberufe-Gesetz (MABG), das mit Anfang 2013 in Kraft getreten ist.2 Der Vergleich mit Deutschland zeigt, dass dort sowohl Ausbildung als auch Aufgabenbereich umfangreicher sind als hierzulande. In Deutschland etwa umfasst die Ausbildung 840 Stunden, in Österreich 650 Stunden. Allein die Berufsbezeichnung Medizinische:r Fachangestellte:r (MFA) lässt darauf schließen, dass die Vertreter:innen dieser Berufsgruppe bei unseren Nachbarn mehr als reine Assistenzaufgaben erledigen dürfen und spiegelt den Stellenwert dieses Berufsstandes wider. In den Bereichen Diagnostik und Wundversorgung beispielsweise haben MFA in Deutschland mehr Kompetenzen und die Befugnisse reichen bis hin zum Verabreichen von Infusionen.3 Zudem gibt es nach abgeschlossener Ausbildung die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren (siehe Info). Darüber, ob eine Angleichung an dieses Modell in Österreich denkbar und sinnvoll wäre, um Ärzt:innen zu entlasten, darüber scheiden sich allerdings die Geister.