Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen, das individuelle Risiko vieler Menschen bleibt jedoch häufig unerkannt. Das Ziel der neuen Studie war es, den Anteil gefährdeter Personen unter den Kunden von öffentlichen Apotheken zu bestimmen. In Österreich gibt es immer wieder Diskussionen zwischen der Ärztekammer und den Apothekern über deren Rolle im Gesundheitswesen. Seit kurzem dürfen einfache Blutuntersuchungen, wie Cholesterintests und Blutzuckerwerte, durchgeführt werden.
Diabetes, überhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck sind die drei wesentlichen und beeinflussbaren Risikofaktoren. Hier könnten in Zukunft auch die Apotheken eine Rolle spielen, wenn es um die Identifizierung von Menschen mit unerkannten Herz-Kreislauf-Risiken geht. In dieser Studie wurden jetzt die Daten von 47 Apotheken ausgewertet. Nach Absolvierung einer verpflichtenden Ausbildung sprachen die Apotheker Kunden im Alter über 18 Jahren bezüglich einer Teilnahme an der Studie an. Das Herz-Kreislauf-Risiko wurde dann mittels Messung des HbA1c-Wertes und einer standardisierten Einschätzung (Zehn-Jahres-Risiko nach SCORE2-Algorithmus) auf der Basis von Alter, Raucherstatus, systolischem Blutdruck sowie Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin und BMI errechnet. HbA1c- und die Cholesterinwerte aus dem Blut wurden direkt in den Apotheken mit Standard-Messgeräten bestimmt. Die Blutdruckmessung erfolgte nach einer zehnminütigen Ruhephase.
Es konnten 52 % von 445 Personen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen identifiziert werden. Menschen mit einer größeren Gefährdung waren im Durchschnitt älter (61,5 versus 52,4 Jahren), häufiger Raucher (26 % versus 17 %) und hatten einen höheren BMI-Wert (26,2 versus 25,2). Auch die HbA1c-Werte waren erhöht (21 % versus 17 %). Außerdem war der Blutdruck erhöht mit einem Wert von mehr als 140 mmHg systolisch/90 mmHg diastolisch. Im Rahmen der Untersuchung wurde den Teilnehmern, bei denen Hinweise auf ein vermehrtes Herz-Kreislauf-Risiko festgestellt worden waren, empfohlen, einen Arzt aufzusuchen. Einer weiteren Befragung stimmten 33 % der Personen zu, wobei nur zwei Drittel erfolgreich kontaktierte, werden konnten. 57 % davon gaben an, wirklich einen Arzt aufgesucht zu haben und eine Therapie zu erhalten.
Die Studie zeigt, dass Apotheken Menschen mit noch nicht erkanntem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden kann, allerdings war die Follow-up-Rate sehr gering, was auf eine Lücke zwischen Risikoerkennung und medizinischem Handeln hindeutet. Eine stärkere Integration von Screening-Interventionen mit der Primärversorgung und Folgeaktivitäten in medizinischen Einrichtungen sollte die Wirksamkeit erhöhen.