Hausärzt:in 09/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Stress als Risikofaktor für Long COVID

Eine aktuelle Studie mit der Kurzbezeichnung "StressLoC"1, deren Hauptergebnisse vor wenigen Tagen im renommierten Fachjournal Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlicht wurden, liefert neue Erkenntnisse zum Einfluss von chronischem Stress auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung.

Rund 73 % der 288 teilnehmenden Personen mit bestätigter SARS-CoV-2 Infektion und Symptomen von COVID-19 litten auch einen Monat nach Krankheitsbeginn unter anhaltenden, neu aufgetretenen Symptomen, die ihren Alltag beeinträchtigten. Ab diesem Zeitpunkt wird von "anhaltend symptomatischem COVID-19" (Ongoing Symptomatic COVID-19) als früher Form von Long COVID gesprochen. In der statistischen Auswertung zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen wahrgenommenem chronischem Stress vor der Infektion und dem Weiterbestehen von Symptomen, die Long COVID kennzeichnen. Hingegen zeigten weder die Zahl belastender Lebensereignisse noch der gemessene Cortisolwert im Haar einen signifikanten Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

"Wir sind dieser Frage nachgegangen, weil chronischer Stress zu einem längeren und ungünstigeren Krankheitsverlauf bei infektiösen Atemwegserkrankungen beitragen kann. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass chronisch empfundener Stress vor einer SARS-CoV-2 Infektion auch ein Risikofaktor für langanhaltende Symptome nach COVID-19 ist", erklärt Univ. Doz. Dr. Christian Fazekas von der Med Uni Graz, Studienleiter und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin (ÖGPPM). "Das Immunsystem ist quasi schon vorbelastet. Diese Erkenntnis eröffnet vorerst einmal die Möglichkeit, körperliches, psychisches und soziales Befinden und Stressmanagement in das Thema COVID-19 und Long COVID begründet zu integrieren und weiter zu beforschen". Zudem wird aktuell eine Interventionsstudie zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung bei Long COVID auf Basis der Ergebnisse geplant.