Wien hat am Mittwoch ihren neuen Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) präsentiert. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erklärt: "Die wichtigste Veränderung ist, dass unser gesamtes Gesundheitssystem in Wien ambulanter werden wird". Er stellte den neuen Kurs mit der Wiener ÖGK-Landesstellenausschuss-Vorsitzenden Agnes Streissler-Führer und Neos-Wien-Gesundheitssprecherin Jing Hu vor.
Der RSG wurde gemeinsam vom Land Wien und der Sozialversicherung im Einvernehmen mit dem Bund beschlossen und tritt Anfang 2026 in Kraft. Es ist unter anderem vorgesehen bis Ende 2030 die regionalen Gesundheitszentren auszubauen, von heute 70 auf 169, darunter fallen zum Beispiel Primärversorgungseinheiten, Kinderzentren, Erstversorgungsambulanzen. Ein Schwerpunkt soll auf dem Ausbau vergemeinschafteter ambulanter Strukturen liegen. Daher sollen 9 Frauengesundheitszentren umgesetzt werden, die Einheiten für Kinder- und Jugendheilkunde soll von derzeit 11 auf 14 erhöht werden, die Diabetes-Zentren von einem auf drei, die Zahl der Primärversorgungszentren auf mindestens 80 ausgebaut, ein Zentrum für ambulantes Operieren gebildet und Zentren für Schrittmacher und Schilddrüse umgesetzt werden.
Da Wien ambulanter werden soll, ist geplant, die tagesklinischen Kapazitäten um 50 % zu erhöhen, jedoch die Zahl der stationären Betten soll um rund 800 reduziert werden
Auch das Thema Gastpatient:innen spielte bei der Präsentation des Berichtes eine Rolle. Wien will sich weiter auf Bundesebene für einen Ausbau der überregionalen Versorgungsplanung einsetzten, damit Gastpatient:innen adäquat finanziert und aufgenommen werden können. Geplant ist, dass die Zahl der Behandlungen für Bewohner aus anderen Bundesländern zurückgeht. Während 2022 noch 70.000 stationäre Aufnahmen für Nichtwiener eingerechnet waren, sind für 2030 nur mehr 34.000 Plätze für Gastpatient:innen vorgesehen.
Der digitale Ausbau in der Wiener Gesundheitsversorgung soll weitergehen. Die 1450 bucht bereits jetzt Ersttermine in Ambulanzen der Wiener Fondsspitäler sowie Termine in einzelnen PVE. Die Möglichkeit der Terminbuchung soll auf sämtliche Gesundheitsanbieter in der Stadt ausgedehnt werden. Außerdem soll der Service der ärztlichen Videoberatung weiter ausgebaut werden.
Es gibt bereits Kritik am neuen RSG von verschiedenen Seiten. Die FPÖ kritisiert, dass es bereits jetzt Probleme bei der Finanzierung bestehender Einrichtungen gibt, und fragt, woher das Budget für die neuen kommen soll. Außerdem herrscht laut ihnen bereits ein akuter Ärztemangel in Wien. Wer soll die zusätzlichen Zentren daher betreiben?
Und auch von den Kliniken kommt Kritik. Die Vinzenz Kliniken Wien sollen knapp 50 % der Betten in ihren orthopädischen Fachkliniken reduzieren. Sie befürchten, durch die erhebliche Reduktion der Bettenanzahl würde gerade in jenem medizinischen Fachbereich, in dem es aufgrund des hohen Bedarfs und der demografischen Entwicklung bereits lange Wartezeiten gibt, zu einer weiteren massiven Verschlechterung kommt.