Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Neue medikamentöse Therapien in der Hypertensiologie

Ein stilistisches Herz aus roten und pinken Tabletten
Vielversprechende Wirkkonzepte.
© firefly / adobe.stock.com
Viele Jahre lang hat es in der medikamentösen Therapie der arteriellen Hypertonie keine neuen Medikamentenentwicklungen gegeben. Erst kürzlich wurden Studien zu Blutdruckmedikamenten, aus neuen Substanzklassen publiziert. 
Autor:in
Sabine Horn

Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Horn (Abteilung für Innere Medizin, LKH Villach)

Der lange Stillstand spiegelt sich auch in den Guidelines wider, in denen neben RAAS-Hemmern, Kalziumantagonisten, HCT- und Betablockern gerade einmal die Alphablocker als Reservemedikamente angeführt sind. Viele Patient:innen mit resistenter Hypertonie oder mit Medikamentenunverträglichkeiten leiden unter diesen fehlenden wissenschaftlichen Innovationen. Während der letzten Jahre wurde aber viel im Bereich der interventionellen Blutdrucksenkung geforscht (renale Denervierung, Barostim etc.). Erst kürzlich wurden Studien zu neuen – zum Teil sehr vielversprechenden – Blutdruckmedikamenten publiziert. Erwähnenswert ist die potenzielle Einführung neuer Substanzklassen. Die drei wichtigsten Medikamentengruppen werden hier kurz dargestellt:

  1. Ein dualer Endothelinantagonist mit der Produktbezeichnung Aprocitentan wurde vor kurzem von der EMA zugelassen. Er wird in Europa von einer kleinen deutschen Firma vermarktet. In den USA ist das Präparat schon ein Jahr länger unter einem anderen Handelsnamen erhältlich. Die Zulassung erfolgte für Patient:innen mit resistenter Hypertonie, wobei die Phase-III-Studie (PRECISION) zur Zulassung geführt hat. Diese in "Lancet" veröffentlichte Studie ist multizentrisch, doppelblind, randomisiert und im Parallelgruppendesign in Europa, Nordamerika, Asien und Australien durchgeführt worden. Siebenhundertdreißig Personen waren eingeschlossen – Aprocitentan wurde in zweifacher Dosierung zusätzlich zu einer mindestens dreifachen Blutdrucktherapie gegeben. Die Ergebnisse zeigen eine dosisabhängige Blutdrucksenkung von 4-8 mmHg in der 24-Stunden-Blutdruckmessung – vor allem das nächtliche Blutdruckverhalten ließ sich positiv beeinflussen. Wenn wir uns daran erinnern, dass die Senkung des Office-RR um 5 mmHg in eine 10 % Reduktion des kardiovaskulären Risikos mündet, dann ist dieses Resultat sehr beeindruckend. Leider konnte über die Verfügbarkeit des Präparates trotz Urgenz bisher nichts in Erfahrung gebracht werden. Bereits bekannt ist allerdings die Notwendigkeit für Verschreibende, vorab eine kurze Schulung zu absolvieren, da das Präparat potenziell teratogen ist.
  2. Zilebesiran ist eine siRNA, die zu einer Hemmung der hepatischen Angiotensin-Produktion führt. Extrahepatische Produktionen bleiben unbeeinflusst. Eine Phase-II-Studie, an der Menschen mit mildem bis moderatem Hochdruck teilgenommen hatten, wurde letztes Jahr in "Jama" publiziert. Unter dem Akronym KARDIA I wurden Patient:innen mit Hochdruck verschiedene Dosen von Zilebesiran verabreicht. SiRNA-Medikamente müssen parenteral appliziert werden und haben eine lange Halbwertszeit – wie wir es zum Beispiel von Inclisiran in der Therapie der Hypercholesterinämie kennen. Die Ergebnisse belegen eine konsistente Senkung des Blutdrucks um 7-10 mmHg mit Zilebesiran, wobei das Nebenwirkungsprofil mit Placebo vergleichbar ist. Etwaige Hypotonien ließen sich mit Kochsalzgaben behandeln. In der KARDIA-II-Studie wurde Zilebesiran in Kombination mit Indapamid oder Amlodipin oder Olmesartan bei Patient:innen mit unkontrollierter Hypertonie untersucht. Es zeigte sich eine gute Blutdrucksenkung vor allem in Kombination mit Indapamid. Zilebesiran könnte ein gutes Werkzeug bei Non-adhärenz sein, da eine Verabreichung nur alle sechs Monate notwendig ist.
  3. Baxdrostat ist ein Hemmer der Aldosteronsynthase, der bisher in Phase-I- und Phase-II-Studien eine effektive Blutdrucksenkung erzielt hat. Im Vergleich zu Placebo bewirkte er in einer in "NEJM" veröffentlichten Studie mit Patient:innen, die an einer resistenten Hypertonie leiden, eine zusätzliche Blutdrucksenkung von 11 mmHg. Die Sicherheit schien gut zu sein, milde Hyperkaliämien kamen gelegentlich vor. Zeichen einer Nebennierenrindeninsuffizienz traten nicht auf. Eine Phase-III-Studie unter dem Akronym BaxHTN, initiiert von der Herstellerfirma bei Patient:innen mit resistenter Hypertonie, läuft noch. Ein direkter Vergleich mit Spironolacton wäre wünschenswert.