Hausärzt:in 06/2024

Kleinzelliges Lungenkarzinom: Lichtblick für die Diagnose und Behandlung

Ein neues Radiopharmazeutikum wurde an der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelt, mit dem der Tumor besser und früher erkannt und gezielt behandelt werden kann. Nun soll die Technologie mit einem US-Industriepartner für den klinischen Einsatz weiterentwickelt werden.

Bei Radiopharmaka handelt es sich um radioaktiv markierte Arzneimittel, die in Kombination mit bildgebenden Verfahren zur Diagnostik, aber auch bei der Radionuklidtherapie zur gezielten Behandlung von Tumoren eingesetzt werden. Eine neue radioaktiv markierte Substanz wurde an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Nuklearmedizin entwickelt, die nun erstmals bei einer Patient:in für die Diagnose des kleinzelligen Lungenkarzinoms eingesetzt wurde. Derzeit kommt das neue Radiopharmakon ([68Ga]Ga-DOTA-MGS5) in der PET-Bildgebung zum Einsatz. Es zeigt aber auch vielversprechendes Potenzial für die Therapie dieses schnell wachsenden Tumors. Im Rahmen einer Lizenzvereinbarung mit dem US-Unternehmen Evergreen Theragnostics wird das Radiopharmakon nun für die klinische Anwendung weiterentwickelt. Die Lizenzverhandlungen wurden von der Firma Ascenion GmbH als Technologietransferpartner der Med Uni Innsbruck unterstützt.

Bei der neuen Technologie, die im Rahmen eines vom FWF geförderten Projektes von der Radiopharmazeutin Priv.-Doz. Dr. Elisabeth von Guggenberg entwickelt wurde, handelt es sich um ein mit dem Radionuklid Gallium-68 markiertes Molekül, das spezifisch an den Cholecystokinin-2-Rezeptor bindet. "Das neu entwickelte Medikament kann bei verschiedenen Tumoren eingesetzt werden, die diesen Rezeptor aufweisen. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom ist dies mit einer Häufigkeit von mehr als 50 % der Fall. Über den Rezeptor wird das Medikament ins Innere der Krebszelle eingeschleust. Dadurch kann zum einen das Tumorgewebe bildgebend dargestellt werden, die Tumorzellen können aber auch gezielt und unter Schonung des gesunden Gewebes mit radioaktiver Strahlung zerstört werden", erklärt Guggenberg. 

Univ.-Prof. Dr. Irene Virgolini, Direktorin der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin und Pionierin in der klinischen Anwendung von radioaktiv markierten Peptiden zur Diagnose und Therapie, betont: "Unsere Forschung stellt einen bedeutenden Fortschritt auf dem Gebiet der Onkologie dar. Mit der klinischen Umsetzung des molekularen Bildgebungsansatzes unter Verwendung des 68Ga-markierten Peptides für die PET/CT-Bildgebung konnten wir den Nachweis der verbesserten Visualisierung des Tumors erbringen und damit auch die Grundlage für die Peptid-Rezeptor-Radionuklid-Therapie mit therapeutischen Radionukliden schaffen."

Die Erkenntnisse wurden kürzlich im "European Journal of Nuclear Medicine and Medical Imaging" veröffentlicht.

Di Santo et al. (2024). Cholecystokinin-2 receptor targeting by [68Ga]Ga-DOTA-MGS5 PET/CT in a patient with extensive disease small cell lung cancer. European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging. https://doi.org/10.1007/s00259-024-06749-z