Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Wird neue Alzheimer-Therapie zur Belastung für das Gesundheitswesen?

Seit kurzem ist der monoklonale Antikörper Lecanemab in Österreich erhältlich, als erstes Medikament, das bei einer milderen Erkrankung ein Fortschreiten verzögert. Eine deutsche Berechnung hat jetzt ergeben, dass dadurch erhebliche Belastungen auf das Gesundheitswesen zukommen dürften.

In Österreich sind rund 50.000 Menschen von mildem Alzheimer und 200.000 Personen von leichten kognitiven Beeinträchtigungen betroffen. Für diese beiden Gruppen kommt die neue Behandlungsform infrage. Nach Berücksichtigung der Gegenanzeigen könnten etwa 5 – 20 % dieser Patient:innen die Therapie erhalten. Die neue Behandlung verlangsamt den Krankheitsverlauf um 27 %, laut wissenschaftlichen Studien.  

Doch die Bedingungen für die Therapie sind aufwendig. Es muss eine Frühdiagnose der Alzheimer-Demenz stattfinden und während der Therapie müssen regelmäßige MRT-Untersuchungen erfolgen um gefährliche Nebenwirkungen festzustellen. Bei einem Fünftel der Patient:innen treten Schwellungen oder Ödeme im Gehirn auf.

Eine kürzlich publizierte Umfrage in Österreich hat ergeben, dass neurologischen und psychiatrischen Krankenhausabteilungen einen Mangel an administrativem und ärztlichem Personal sowie an Engpässen bei der MRT aufweisen. Die jetzt veröffentlichte Abschätzung des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung in Deutschland zeigt aber, dass ein zusätzlicher Bedarf an ärztlicher Diagnostik und Beratung und auch ein zusätzlicher Zeitbedarf in den Praxen entstehen wird. Da vor Therapiebeginn zunächst standardisierte diagnostische Verfahren sowie der Nachweis einer Alzheimer-Erkrankung mittels Lumbalpunktion stattfinden muss. Anschließend muss bei geeigneten Patient:innen ein Bluttest zur Bestimmung des ApoE4-Gens erfolgen. Die Therapie wird alle 14 Tage mittels Infusion verabreicht und muss mit regelmäßigen MRTs kontrolliert werden. Dies führt zu einem deutlichen Mehraufwand. 

In Österreich dürfte die Problematik vor allem die Krankenhäuser mit ihren neurologischen und psychiatrischen Abteilungen treffen. Innovative und speziell kostenaufwendige Therapien werden seit Jahrzehnten vor allem dort etabliert.

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