Hausärzt:in 09/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Gemeldete Medikamentenengpässe in der EU auf Rekordhöhe

Seit einigen Jahren kommt es in der EU immer wieder zu Engpässen bei der Arzneimittelversorgung, aber bislang fehlt ein gut funktionierendes System, um das Problem in den Griff zu bekommen.

In den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln innerhalb der EU, und bislang gibt es kein effizientes Instrumentarium, mit dem die Versorgungslage nachhaltig verbessert werden konnte. Dies zeigt ein aktueller Bericht des Europäischen Rechnungshofs1 auf. Zwar haben bereits gestartete Maßnahmen der EU vereinzelt Wirkung gezeigt, doch bleiben grundlegende Herausforderungen bestehen. Gerade bei der Ursachenanalyse und -behebung stecken die Bemühungen noch in den Anfängen. Da sich die Umsetzung wirksamer Strategien verzögern kann, ist weiterhin nicht auszuschließen, dass bestimmte Medikamente — darunter essentielle Antibiotika und andere lebenswichtige Mittel — temporär in Europa knapp werden.

Solche Versorgungsprobleme können bei verschiedensten Arzneimittelgruppen auftreten, also sowohl bei innovativen patentierten Präparaten als auch bei Generika und Impfstoffen. Besonders kritisch wird eine Mangelsituation, wenn innerhalb eines Landes keine gleichwertigen Alternativen verfügbar sind und Abhilfe nur durch Interventionen auf EU-Ebene geschaffen werden kann. In den Jahren 2023 und 2024 wurden die meisten Engpässe registriert; zwischen Januar 2022 und Oktober 2024 meldeten die EU-Mitgliedstaaten insgesamt 136 Arzneimittel mit akutem Versorgungsdefizit.

Laut Klaus-Heiner Lehne, der für die Überprüfung der Problematik im Europäischen Rechnungshof verantwortlich zeichnete, bedeuten Arzneimittelengpässe erhebliche Belastungen für Patient:innen, bergen Risiken für die öffentliche Gesundheit und führen zu hohen Kosten für medizinische Einrichtungen und Staaten. Lehne fordert, dass Europa eine wirksame Strategie braucht, die an den Ursachen ansetzt, um kritische Engpässe dauerhaft zu verhindern — auch mit Blick auf die strategische Autonomie des Kontinents.