Hausärzt:in 09/2024

Leistungssport & psychische Erkrankungen: Tabubruch durch Kooperation

Das Projekt zwischen der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie des AKH und der MedUni Wien und dem Österreichischen Schwimmverband (OSV) soll zu einer Enttabuisierung psychischer Erkrankungen im Leistungssport beitragen. 

Leistungssportler sehen sich mit besonderen Herausforderungen und Stressoren konfrontiert, was die mentale Gesundheit beeinträchtigen kann. Eine Metaanalyse von 15 Studien zu Symptomen psychischer Erkrankungen beschäftigte sich mit der Prävalenz von Symptomen bei aktiven und inaktiven Elite-Athlet:innen. Die Studie ergab, dass 19 % der aktiven Hochleistungssportler Alkohol missbräuchlich verwendeten, während 34 % Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression zeigten. Bei ehemaligen Leistungssportlern lag der Anteil für Depressionen immerhin noch bei 26 %. 

Die Kooperation soll zeitnahe und spezialisierte Betreuungsmöglichkeiten liefern. Dadurch kann man unbürokratisch und vor allem anonym – also ohne das Wissen oder der Involvierung des OSV – Hilfe bekommen. In Notfällen kann auch die Akutambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie ohne Termin besucht werden. Als Spitzensportler ist die Symptomvariabilität mitunter eine andere, als die eines Durchschnittsmenschen. Es braucht also zur Diagnostik und Bewältigung der Themen oft spezialisiertes Personal. "Die Kooperation mit dem Österreichischen Schwimmverband ist ein Meilenstein in der Behandlung psychischer Erkrankungen im Leistungssport.", so Dr. Fabian Friedrich, Projektleiter und Oberarzt der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie. Severin Kukla, Vorsitzender der Sportkommission Schwimmen des OSV sagte zu dieser Zusammenarbeit: "Dem Österreichischen Schwimmverband ist es wichtig, den Sportler:innen das berechtigte Gefühl zu geben, dass es jemanden gibt, der ihnen in ihrer speziellen Situation rund um etwaige psychische Schwierigkeiten helfen kann."