Infektionen mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV) gelten als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung können am Gebärmutterhals Gewebeveränderungen, sogenannte Läsionen, entdeckt werden. Sie können harmlos sein und sich von selbst zurückbilden, aber auch Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs sein.
Bisher war unklar, ob dünne high-grade squamöse intraepitheliale Läsionen (dünne HSIL) auch als echte Krebsvorstufen gelten. Genetische Analysen bestätigen nun, dass HSIL die gleichen Mutationen trägt, wie bösartige und fortgeschrittene Tumorerkrankungen. Die Wissenschaftler:innen erkennen darin einen Beleg, dass es sich bei dünnen HSIL um frühe Formen des HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebses handelt. Außerdem wurde gezeigt, dass sich diese HPV-assoziierte Krebsvorstufe nicht wie bisher angenommen im Plattenepithel der äußeren Schleimhaut am Gebärmutterhals, sondern im Zylinderepithel, die innere Schleimhaut des Gebärmutterhalses entwickelt, ohne Vorstufen von leichten Veränderungen. Überdies wirken HSIL unter dem Mikroskop zumeist wenig auffällig, daher sollten Biomarker für die Diagnostik genutzt werden.
Eine weitere Studie entdeckte sogenannte differenzierte zervikale intraepitheliale Neoplasien (d-CIN), die in ihrem Erscheinungsbild Krebsvorstufen an der Vulva ähneln und sehr selten sind. Dies ist ein erster Beleg für eine HPV-unabhängige Form von Gebärmutterhalskrebs. HPV-unabhängige Karzinome seien aufgrund der dahinterliegenden spezifischen Gendefekte Kandidaten für neue, zielgerichtete molekularbiologische Therapien.