Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in Österreich, mit jährlich 7.000 neuen Fällen. Fast 91 % der Betroffenen könnte wieder gesund werden, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird. Um noch mehr Menschen zu erreichen, wäre die Etablierung eines strukturierten Screeningprogramms dringend notwendig.
Derzeit erfolgt die Vorsorge individuell im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen. Mehmet Özsoy, Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologie (BVU) und Fachgruppenobmann der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) erklärt: "Diese sogenannten opportunistischen Screenings führen häufig zu Überdiagnosen und Übertherapie, während gleichzeitig relevante Karzinome unentdeckt bleiben. Zudem bestehen deutliche Unterschiede im Zugang zur Früherkennung, etwa durch variierende Testhäufigkeiten in verschiedenen Alters- und Bevölkerungsgruppen."
Internationale Daten zeigen, dass ein organisiertes Programm die Erkennung klinisch relevanter Tumore verbessert und die Sterblichkeit reduziert. Die Europäischen Leitlinien empfehlen zwar einen Prostataspezifische Antigen (PSA) Test ab 45 Jahren, es wäre aber effektiver, wenn Männer in klar definierten Altersgruppen gezielt eingeladen werden, zum PSA-Test. Abhängig vom Ergebnis könnten Nachkontrollen in Intervallen von ein bis vier Jahren erfolgen, bei erhöhtem Risiko ergänzt durch multiparametrische MRT-Untersuchungen.
Da die Erkrankung in den frühen Stadien oft symptomlos ist, und erst bei fortschreitendem Verlauf Beschwerden wie Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin oder Sperma, Schmerzen in Knochen oder Rücken, Gewichtsverlust oder allgemeine Leistungsschwäche auftreten, sind Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung besonders wichtig, um Leben zu retten.