Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Trainieren gegen das Vergessen

Neue Studien der ETH Zürich zeigen, dass spielerisches Training die kognitive Fähigkeit von Menschen mit ersten Anzeichen für die Entwicklung einer Demenz verbessert und sogar zu positiven Veränderungen im Gehirn führt.

In Europa ist fast jede zehnte Person über 70 von Demenz betroffen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird sich diese Zahl bis 2050 wahrscheinlich verdreifachen. Gegen Alzheimer gibt es inzwischen erste Medikamente, die den Krankheitsverlauf im Frühstadium leicht verlangsamen. Diese sind aber nur für eine kleine Gruppe von Patient:innen relevant. Als risikoarme Alternative oder Ergänzung zu medikamentösen Behandlungen haben sich in den letzten Jahren sogenannte "Exergames" erwiesen. Dies sind Fitnessspiele, die körperliche Aktivität mit Denkaufgaben kombinieren.

Eine Studie wies bereits 2021 nach, dass diese Art von Training sowohl die kognitiven als auch die physischen Fähigkeiten sowie die Lebensqualität von stark beeinträchtigten Demenzpatient:innen verbessert. Zwei neue Studien zeigen jetzt, dass das Training mit "Exergames" auch bei älteren Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen funktioniert. Durch das spielerische Training hat sich nicht nur die geistige Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer:innen verbessert, sondern es konnten auch deutliche Veränderungen in ihren Gehirnen gemessen werden. An den Studien nahmen Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 73 Jahren mit leichter kognitiver Beeinträchtigung teil. Die Studienteilnehmer:innen trainierten zwölf Wochen lang fünfmal die Woche rund 25 Minuten zu Hause mit einem System, welches einen Bildschirm inklusive Spielesoftware und eine Bodenplatte mit vier Feldern, die Schritte misst, umfasste. Die Studienteilnehmer:innen mussten in der Regel am Bildschirm vorgegebene Aufgaben durch eine Bewegungsabfolge mit ihren Füßen lösen. Nach den Übungen mussten die Studienteilnehmer:innen jeweils eine Zeit lang langsam und kontrolliert atmen. Dadurch regulierten sie ihr autonomes Nervensystem durch die Stimulation des Vagusnervs und aktivierten Gehirnregionen, welche für kognitive Prozesse relevant sind.

Während sich die kognitive Leistungsfähigkeit und das Erinnerungsvermögen der Trainierenden deutlich verbesserten, verschlechterte sich hingegen der Zustand der Studienteilnehmer:innen in der Kontrollgruppe. Im MRT zeigt sich, dass sich das Volumen des Hippocampus sowie des Thalamus bei den Trainierenden erhöhte. Zudem beobachteten sie sie auch Effekte im anterioren cingulären Cortex sowie leichte Verbesserungen im präfrontalen Kortex. Bei den Personen in der Kontrollgruppe nahm das Volumen dieser Bereiche in der Großhirnrinde hingegen ab.

Die Ergebnisse stimmen die Autor:innen zuversichtlich, aber weitere Studien, in denen die Teilnehmenden länger als drei Monate trainieren, müssen zeigen, inwieweit das spielerische Training das Auftreten einer Demenz tatsächlich verzögern oder gar verhindern kann.  

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