Hausärzt:in 10/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

ESMO: erste Leitlinie zur Verwendung von Large Language Models

Die Europäische Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) hat erstmals eine Empfehlung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in der Krebsmedizin veröffentlicht für Patient:innen, Ärzt:innen und die Wissenschaft.

Die neue Leitlinie zur Verwendung großer Sprachmodelle (LLM) in der klinischen Praxis (ELCAP) soll dabei unterstützen, KI-Sprachmodelle verantwortungsvoll einzusetzen. ESMO-Präsident Fabrice André erklärt: "Mit ELCAP bietet die ESMO ein pragmatisches, onkologiespezifisches Rahmenwerk, das Innovation ermöglicht und gleichzeitig klinische Verantwortung, Transparenz und Datenschutz wahrt."

Die Verwendung von LLMs in der Onkologie wird zunehmen, da großes Potenzial besteht in der Patient:innenkommunikation, Dokumentation, Unterstützung ärztlicher Entscheidungen oder auch in der Forschung zu unterstützen.  Daher wurden 23 Statements erarbeitet, die als praktischer Leitfaden für den klinischen Alltag dienen sollen. Die Expert:innen unterscheiden dabei drei Kategorien.

Die erste Kategorie befasst sich mit patientenorientierten Anwendungen wie Chatbots zur Aufklärung über Symptome, Diagnosen, Therapien oder möglichen Nebenwirkungen. Sie sollten nur im Rahmen der normalen onkologischen Versorgung zum Einsatz kommen, und der Datenschutz muss garantiert werden. 

Das zweite Anwendungsszenario befasst sich mit Tools für medizinisches Fachpersonal. Ärzt:innen können KI-gestützte Systeme nutzen, um klinische Entscheidungen vorzubereiten, Berichte zu verfassen oder zum Übersetzen. Die Verantwortung liegt trotzdem immer beim Menschen. 

Die dritte Kategorie umfasst KI-Systeme, die in Krankenhausnetzwerken oder Datenbanken integriert sind. Sie können medizinische Berichte auswerten, klinische Studienkandidaten identifizieren oder Fehler in Abläufen aufspüren. Ziel ist eine höhere Effizienz und Datenqualität in der Versorgung. Auch diese Systeme müssen jedoch kontrolliert werden auf z.B. Verzerrungen (Bias), oder KI-Governance.

Ärzt:innen sollten sich bewusst sein, welche Systeme in ihrer Umgebung eingesetzt werden und dass die Ergebnisse von der Vollständigkeit und Richtigkeit der Eingabedaten abhängt.

Die ESMO erwartet von den neuen Systemen in Zukunft: "Überwachte Behandlungspfade für Patienten, validierte und transparente Tools für Kliniker:innen sowie kontinuierlich überwachte, gut verwaltete Systeme, die in die elektronischen Gesundheitsakten eingebettet sind."