Der Anteil der Erwachsenen mit depressiven Symptomen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Betroffen sind vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen, aber auch Menschen mit einer geringen Schul- und Berufsbildung, wie eine neue Untersuchung zeigt. Expert:innen sehen eine zunehmende sozioökonomische Spaltung in der psychischen Gesundheit der Bevölkerung.
Die Autor:innen analysierten zunächst die Angaben von 1.000 repräsentativ ausgewählten Personen, die zwischen 2019 und 2021 monatlich telefonisch im Rahmen des "Gesundheit in Deutschland aktuell" befragt wurden. Hinzu kamen dann die Informationen von jeweils 2.000 bis 4.000 Menschen, die wiederum in den Jahren 2022 bis 2024 an diesen Umfragewellen teilnahmen. Abgefragt wurde dabei auch ein Katalog, der Aufschluss über das Vorhandensein schwerer Depressionen gibt.
Im Jahr 2019 hatten 13,3 % der Personen mit niedriger Bildung (Grund- und Hauptschule) depressive Symptome. In der Gruppe mit mittlerer Bildung (mittlere Reife und Abitur) waren 10,7 % und in der Gruppe mit hoher Bildung (Universität und Fachhochschule) 5,6 % betroffen. Personen mit dem höchsten Einkommen gaben zu 6 % depressive Symptome an. Bei denen mit geringstem Einkommen waren es 16 %. COVID-19 und weitere Krisen befeuerten diese Situation. Im Jahr 2024 waren die Prävalenzen in allen Gruppen angestiegen. Jetzt hatten 29,3 % der Personen mit niedriger, 21,9 % mit mittlerer und 11,2 % mit hoher Bildung eine auffällige Belastung durch depressive Symptome. Beim Einkommen waren es 32,9 % in der unteren Gruppe, 22,1 % in der mittleren Gruppe und 8,4 % in der oberen Gruppe.
Besonders deutlich zeigte sich dies im Verlaufe der Covid-19-Pandemie, dies führte zu einem zunehmenden Auseinanderklaffen bei der Häufigkeit von Depressionen nach Bildungsgrad und Einkommensverhältnissen. Auffällig ist, dass der absolute Unterschied in der Prävalenz zwischen der niedrigsten und der höchsten Gruppe stark zugenommen hat, bei der Bildung von 10 % 2019 auf 22 % 2024 und beim Einkommen von 12 % auf 30 %.
Besonders erklärungsbedürftig ist der deutliche Anstieg der depressiven Symptome bei den sozioökonomisch benachteiligten Gruppen. Expert:innen sehen hauptsächlich wirtschaftliche Ursachen, da Schulden, Existenzängste sowie Geldmangel Risikofaktoren für Depressionen und Angststörungen sind.
Lösungsansätze sind laut Expert:innen zum einen eine Verbesserung der Vorsorge- und Behandlungsangebote, der arbeitsplatzbezogenen Maßnahmen und psychosozialen Hilfen oder auch verbesserte Informationen und Aufklärungen. Zum anderen sollte auch die Verhaltensprävention in den betroffenen Gruppen gefördert werden, mit mehr Bewegung, gesünderer Ernährung und auch Achtsamkeitsübungen.