HAUSÄRZT:IN: Welche Vorurteile bestehen nach wie vor rund um die Behandlung von klimakterischen Beschwerden?
Prof. FRIGO: Zu Beginn der Hormontherapie wurde quasi jede Frau in der Menopause mit Hormonen behandelt. Das hat sich 2002 durch die WHI-Studie und auch die Million Women Study relativiert. Seitdem sind das erhöhte Brustkrebsrisiko einer Östrogentherapie und auch das relativ geringe Risiko einer Progesterontherapie bekannt. Wichtig ist jedenfalls eine sorgfältige Anamnese. Im Zweifelsfall sollte man vorsichtig sein – z. B. einen BRCA-Test veranlassen und nur kaum oder sehr eingeschränkt Hormone verordnen.
Generell führten diese Studien zu einer Verunsicherung und waren eine deutliche Ermahnung zur Vorsicht und gründlichen Aufklärung über die Hormonersatztherapie. Eine Folge war auch die Indikationseinschränkung, sodass eine Hormontherapie nur beim schweren klimakterischen Syndrom angewendet werden sollte. Die einzige Ausnahme ist eine primäre Ovarialinsuffizienz. Ansonsten sollte die moderne Hormontherapie zeitlich begrenzt erfolgen, da wir wissen, dass das Mammakarzinomrisiko nach fünf und nach zehn Jahren deutlich steigt. Eine Hormontherapie von unter fünf Jahren rund um die Menopause gilt als ideal.