Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

WPPA präsentiert ihren Bericht zum Gesundheitssystem

Die Wiener Pflege- und Patient:innenanwaltschaft (WPPA) präsentierte ihren Bericht aus 2024 und erläuterte Dauerbaustellen und Verbesserungen im Gesundheitssystem. 

Das Hauptthema war und ist die Personalknappheit, sowohl was die ärztlichen Kapazitäten wie auch die sonstigen Mitarbeiter:innen wie Assistenzen und Pflegekräfte betrifft. Dieses Problem bestehe sowohl im Spitalsbereich wie auch bei niedergelassenen Ärzt:innen und führe zu den Folgeproblemen lange Wartezeiten und Mehrklassenmedizin. Vor allem bei planbaren Eingriffen wurde in einzelnen Fachrichtungen von Wartezeiten von mehr als einem Jahr berichtet. Oft dauert es schon bis zum Erstgespräch in der Ambulanz trotz abgeschlossener Voruntersuchung mehr als ein halbes Jahr. Ein einfaches Konzept zur Behebung dieser Engpässe gibt es nicht. Die Hoffnung, durch gezielte Patient:innenlenkung und Digitalisierung effizienter zu werden, sei sicherlich berechtigt, werde aber noch länger bis zur Verwirklichung brauchen. Der Wiener Patient:innenanwalt, Dr. Gerhard Jelinek erläutert dazu: "Angesichts der steigenden Bevölkerungszahl und Lebenserwartung, der baldigen Pensionierungswelle vieler Ärzt:innen und Pflegekräfte und der Reduzierung der Dienstzeiten scheint aber auch eine Vermehrung der Köpfe unvermeidlich".

Erhebliche personelle Engpässe existierten auch im Bereich der Psychiatrie, insbesondere auch für Kinder und Jugendliche, und der kassenfinanzierten Psychotherapie. Außerdem fehlen Kinderärzt:innen mit Kassenvertrag und auch bei der Logopädie, Physio- und Ergotherapie, im Bereich der Entwicklungsdiagnostik und der Behandlung von Kindern im Autismusspektrum besteht eine deutliche Unterversorgung.

Durch die Erhöhung der kassenfinanzierten MRT-Geräte kam es erstmals zu kürzeren Wartezeiten auf radiologische Untersuchungen. Welche Auswirkungen, die von der ÖGK angekündigte verschärfte Genehmigungspraxis radiologischer Untersuchungen zum Jahresende haben wird, bleibt allerdings sorgenvoll abzuwarten. Positiv wird auch die Kostenfreiheit der Herpes Zoster-Impfung für Risikopatient:innen ab 2026 gesehen. 

Die Versorgung von Long-Covid/ME-CFS-Patient:innen ist jedoch unzureichend. Durch die Errichtung und Planung von Kompetenz- und Referenzzentren entsteht der Eindruck, das Problem würde ernst genommen werden, jedoch wird ein Zentrum erst in einigen Jahren den Patient:innen helfen. Bis dahin bleibt sowohl die Versorgung im niedergelassenen Bereich wie auch die stationäre Versorgung unzureichend. Dazu gesellt sich eine weiterhin unverständlich starre und ablehnende Haltung der PVA, was die unvoreingenommene Prüfung sozialrechtlicher Ansprüche von Patient:innen mit Long-Covid/ME/CFS betrifft.

Auch die mangelnde Verfügbarkeit von Medikamenten war und ist ein häufig geschildertes Problem. Besonders betroffen waren hiervon Antibiotika und Diabetes-Medikamente. 

Besorgt verfolgt die WPPA die wechselseitigen Schuldzuweisungen der Ärztekammern und der ÖGK, was die Verzögerungen beim Abschluss eines neuen Gesamtvertrages betrifft. Jelinek sagt dazu: "Es ist klar, dass der aktuelle Leistungskatalog nicht mehr geeignet ist, ausreichende Anreize für die Übernahme einer Kassenordination zu bieten. Auch die Notwendigkeit der Einigung mit neun Länderkammern ist schwer einzusehen. Daneben werden auch flexiblere Rahmenbedingungen für Kassenordinationen, etwa im Bereich der Öffnungszeiten, notwendig sein, um nicht noch mehr Zuwachs des Standes der Wahlärzt:innen zu bewirken."

In 2024 wurden knapp 900 Beschwerden mit Behandlungsfehler zum Gegenstand gemeldet. In 140 Fällen stellte die WPPA Behandlungsfehler fest und erwirkte außergerichtlich Schadenersatzzahlungen. Wo kein Behandlungsfehler nachweisbar war, es aber zu erheblichen und seltenen Komplikationen gekommen war, erhielten Patient:innen in 86 Fällen Entschädigungen aus dem Patientenentschädigungsfonds. Insgesamt gab es Schadenersatzzahlungen von 3,25 Mio. EUR an geschädigte Patient:innen.