Carotisstenosen sind eine der wichtigsten Ursachen eines ischämischen Schlaganfalls. Höhergradige Stenosen können aber über längeren Zeitraum asymptomatisch verlaufen und werden häufig nur zufällig bei hausärztlichen, neurologischen oder kardiologischen Kontrolluntersuchungen erkannt.
Dann gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, diese "stummen", aber höhergradigen Verengung der Halsschlagader zu behandeln:
- Der konservative Weg ist eine Behandlung der Gefäßrisikofaktoren, wie erhöhter Blutdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, mit einem Thrombozytenaggregationshemmer,
- ein gefäßchirurgische Eingriff ist die Carotis-Endarteriektomie (CEA) oder
- ein Stenting der Arteria carotis interna (CAS).
Die bisherigen Leitlinien geben an, dass bei einer 60-99%igen asymptomatischen Carotisstenose eines der invasiven Verfahren gewählt werden sollte.
Eine neue Publikation stellt diese Empfehlung jetzt in Frage. Es wurden verblindete klinische Studien durchgeführt an 1.245 Patient:innen mit hochgradiger (≥70 %) asymptomatischer Carotisstenose an mehreren Zentren. Die Stent-Studie verglich die CAS mit der alleinigen medikamentösen Therapie und die Endarteriektomie-Studie verglich die CEA mit der medikamentösen Therapie. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Schlaganfall oder Tod, bewertet am Tag 44 nach Randomisierung oder das Auftreten eines ipsilateralen ischämischen Schlaganfalls innerhalb von 4 Jahren nach Studieneinschluss.
In der CAS-Studie kam es nach vier Jahren in der Stent-Gruppe bei 2,8 % der Studienteilnehmer:innen zu primären Endpunktereignissen, in der Vergleichsgruppe waren es 6 %. In der Endarteriektomie-Studie traten bei 3,7 % der operativ Behandelten und bei 5,3 % in der Vergleichsgruppe Endpunktereignisse auf. Die OP war der medikamentösen Therapie nicht signifikant überlegen. 7,8 % der Patient:innen aus der Stenting-Gruppe verstarben im Beobachtungszeitraum im Vergleich zu 11 % in der rein medikamentös behandelten Gruppe, in der zweiten Studie waren es 8,8 % in der Gruppe der Operierten und 9,6 % in der Medikamenten-Gruppe.
Die Ergebnisse bestätigen Beobachtungen einer älteren Beobachtungsstudie, dass die alleinige optimale konservative Therapie genauso wirksam sein kann wie eine operative Therapie.
Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) weist aber darauf hin, dass bei einer symptomatischen Carotisstenose, die zu Sehstörungen oder einer TIA geführt haben, die Operation und das Stenting gleichwertige Behandlungsmethoden sind.