Hausärzt:in 06/2025
Ärzt:in Assistenz 03/2024

Psychische Gesundheit

Der Amoklauf in einer Grazer Schule hat einmal mehr die hohe Bedeutung des Faches Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch der Erwachsenenpsychiatrie in den Fokus gerückt.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren stark gelitten hat. Die derzeitige Versorgungssituation zeigt enormen Handlungsbedarf, der auf die österreichische Gesundheitspolitik jetzt zukommt. Es gibt einen deutlichen Mangel an Kinder- und Jugendpsychiater:innen in Österreich, besonders im niedergelassenen Bereich. Zum Beispiel gibt es nur 59 Kassenärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und auch nur 408 Kassenärzt:innen für Erwachsenenpsychiatrie im Land.

Es sei sinnvoll, mit psychosozialer Prävention und Intervention dort anzusetzen, wo die Menschen leben, lernen und arbeiten. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, fordert daher eine verbindliche Integration von psychosozialer Aufklärung in die Lehrpläne der Schulen. Er betont: "Schülerinnen und Schüler müssen wissen, worum es bei psychosozialen Krisen geht, auf welche Anzeichen sie bei sich und anderen achten sollten, und wo es psychosoziale Erste Hilfe gibt. Und natürlich müssen Lehrerinnen und Lehrer entsprechend instruiert und geschult werden". Außerdem ist es sinnvoll, niedrigschwellige Online-Krisenintervention anzubieten oder auch die Psychotherapie auszubauen. Dietmar Bayer, stellvertretender Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, fordert eine umfassende Strategie zur Stärkung der Versorgung. Möglichkeiten wären die Integration der Kinder- und Jugendpsychiatrie in bereits bestehende Kinder-Primärversorgungseinheiten oder eigenständige psychiatrische Primärversorgungseinheiten zu gründen. Zudem sollten regionale Versorgungsnetzwerke mit Schwerpunkt auf die psychische Gesundheit aufgebaut werden. Paul Plener, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Universität Wien und Präsident der ÖGKJP, fordert einen Ausbau der stationärer und ambulanter Behandlungsplätze und alternative Behandlungsformen wie das Home-Treatment. Außerdem ist darauf zu achten, dass Kinder und Jugendliche auch in der Sicherstellung der medikamentösen Versorgung berücksichtigt wird und die Finanzierung der Weiterbehandlung über das 18. Lebensjahr hinaus gesichert ist. 

Für die Zukunft muss der psychischen Gesundheit in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch bei den finanziellen Prioritätensetzungen der Gesundheitspolitik und der Sozialversicherungen ein höherer Stellenwert gegeben werden.