Hausärzt:in 06/2025
Ärzt:in Assistenz 03/2024

Diabetes mellitus: die stille Epidemie

In Österreich ist die Dunkelziffer an nicht diagnostizierten Diabetesfällen sehr hoch, und unterstreicht die Dringlichkeit einer frühzeitigen Diagnose und gezielterer Prävention.

Eine Studie aus Oberösterreich untersuchte den Blutzucker (HbA1c) von Krankenhauspatient:innen, mit alarmierendem Ergebnis: 51 % litten an Diabetes oder einer Vorstufe, und 5 % wussten es vorher noch nicht. Besonders häufig waren Patient:innen zwischen 70 und 79 Jahren betroffen, ein Drittel von ihnen hatte Diabetes. In einer anderen Studie wurden die Daten aus Vorsorgeuntersuchungen betrachtet und es wurde festgestellt, dass 7 % eine bekannte Typ-2-Diabetes, 3 % eine bislang unentdeckte Diabetes und 20 % eine Prädiabetes hatten. ÖDG-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching kommentiert: "Diese Daten sind ein Weckruf." Er fordert, dass es Routine werden sollte, bei Spitalsaufnahme flächendeckend den HbA1c-Wert zu bestimmen. ÖDG President elect Univ.-Prof. Dr. Harald Sourij merkt zusätzlich an: "das 3 % der erwachsenen Bevölkerung, die eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen, von einem unerkannten Diabetes mellitus betroffen sind, ist alarmierend und unterstreicht die Wichtigkeit von Blutzuckerbestimmungen, insbesondere bei Risikopersonen, wie etwa jenen mit Übergewicht". Insbesondere, da Typ-2-Diabetes das Risiko für Herzschwäche, Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen deutlich erhöht. Um diese Komorbiditäten zu reduzieren, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend. 

Früherkennung und Prävention muss daher gestärkt werden. Studien zeigen, dass jeder fünfte mit Prädiabetes in den nächsten 5 Jahren an Diabetes erkrankt. Lebensstilveränderungen haben jedoch einen großen Einfluss. Eine Gewichtsreduktion von 7 % und mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche senken das Risiko um 58 %. Außerdem stehen neue Medikamente im Fokus, die beim Abnehmen helfen und den Blutzucker regulieren können, sogenannte Inkretine, Mono GLP-1- und duale GLP1/GIP-Rezeptoragonisten. Neue Studien (SCALE, SELECT, SURMOUNT-1) zeigen, dass diese Medikamente zur Gewichtsabnahme und normoglykämischen Remission führen. Allerdings kommt es nach dem Absetzen der Medikation zu einem Rückgang der positiven Effekte, was eine langfristige Therapie bei Hochrisikopatient:innen nötig macht.

Die aktuellen Daten zeigen, dass Österreich vor einer Herausforderung steht, aber durch gezielte Vorsorge und Früherkennung die Chance hat, gesundheitliche und ökonomische Schäden zu vermeiden.