Eine populationsbasierte Analyse aus den USA zeigt jetzt, dass bei Menschen unter 65 Jahren, insbesondere bei Frauen, nicht klassische Ursachen beim Myokardinfarkte dominieren. Die Auswertung ergab, dass 68 % der Infarkte durch Atherothrombose verursacht waren. Die Populationsinzidenz war bei Frauen jedoch insgesamt deutlich niedriger als bei Männern (48 versus 137 pro 100.000 Personenjahre), dies galt insbesondere für Infarkte infolge von Atherothrombose (23 versus 105 pro 100.000 Personenjahre).
Bei Frauen war insbesondere die Inzidenz spontaner Koronardissektionen (SCAD) deutlich höher (3,2 versus 0,9 pro 100.000 Personenjahre). Dazu kam, dass SCAD häufig fehldiagnostiziert wurde als Myokardinfarkt ohne obstruktive Atherosklerose (MINOCA) oder atherothrombotischer Infarkt. Insgesamt machten nichtatherothrombotische Ursachen bei Frauen die Mehrheit der Infarkte aus: Atherothrombose 47 % versus 75 % bei Männern, sekundärer Infarkt 34 % versus 19 %, SCAD 11 % versus 0,7 %; Embolie 2 % versus 2 %; Vasospasmus 3 % versus 1 %; MINOCA-U 3 % versus 2 %.
Die 5-Jahres-Gesamtmortalität war am höchsten bei sekundären Infarkten (33 %), während sie bei atherothrombotischen Infarkten und Embolien bei jeweils 8 % lag und bei SCAD nicht erhöht war.
Die Autor:innen, dass die Ätiologie von Myokardinfarkten in jüngeren Populationen, insbesondere bei Frauen, oft fehlinterpretiert wird. Dies könne zu inadäquaten oder potenziell schädlichen Therapien führen, etwa einer Stentimplantation bei SCAD. Eine korrekte Diagnosestellung sei entscheidend für eine gezielte Therapie und bessere Langzeitergebnisse.