Hausärzt:in 12/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Beta-Thalassämie und Sichelzellkrankheit: Gentherapie überzeugt bei Kindern

Neue Studien zur Gentherapie Exagamglogene Autotemcel (Exa-cel) zeigen, dass die Therapie eine Option zur Behandlung von transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie oder Sichelzellkrankheit bei Kindern unter 12 Jahren bietet.

Exa-cel ist bislang für Patient:innen ab 12 Jahren zugelassen, die an einer transfusionsabhängigen Beta-Thalassämie (TDT) oder Sichelzellkrankheit (SCD) mit wiederkehrenden vasookklusiven Krisen (VOCs) leiden.

Exa-cel ist eine Gentherapie, die körpereigene hämatopoetische Stammzellen der Betroffenen verändert, um so die den Krankheiten zugrunde liegende genetischen Anomalien der Erythrozyten zu korrigieren. Dazu werden Stammzellen entnommen, die im Labor mithilfe von CRISPR/Cas9 genetisch verändert werden. Die Betroffenen erhalten eine Chemotherapie, bevor die genetisch veränderten Stammzellen wieder in den Körper gelangen, wo sie mit der Bildung von fetalem Hämoglobin in den gesunden Blutzellen beginnen. 

Auf der Jahrestagung der American Society of Hematology wurden Ergebnisse zweier neuer Phase-III Studien mit Kindern von 5 bis 11 Jahren vorgestellt. In der CLIMB SCD-151-Studie wurden 11 Kinder mit SCD mit Exa-cel behandelt. Die Daten von 4 Kindern mit ausreichend Nachbeobachtungszeit konnten ausgewertet werde. Alle erreichten den primären Endpunkt, die Freiheit von VOCs. Bislang hat kein Kind nach der Exa-cel-Infusion eine VOC erlebt.

In der Studie CLIMB THAL-141 TDT wurden 13 Kinder behandelt. Sechs Patient:innen mit ausreichend Nachbeobachtungszeit erreichten den primären Endpunkt der Transfusionsunabhängigkeit über mindestens 12 aufeinanderfolgende Monate bei einem gewichteten mittleren Hämoglobinwert von mindestens 9 g/dl. Nach der Exa-cel-Infusion sind 12 der 13 Patient:innen transfusionsfrei. Ein Patient verstarb an einer Pneumonie infolge einer schweren venookklusiven Erkrankung im Zusammenhang mit der Busulfan-Konditionierung.

Basierend auf den bisherigen Erfahrungen scheint das Sicherheitsprofil der Therapie in diesen pädiatrischen Studien auch mit den Studien an Jugendlichen und Erwachsenen sowie mit den bekannten Nebenwirkungen und Komplikationen im Zusammenhang mit autologer Stammzelltransplantation und myeloablativen Konditionierung übereinzustimmen.

Die Forscher:innen erklären, dass die Ergebnisse darauf hinweisen, dass die Gentherapie nicht nur wirkt, sondern in dieser Altersgruppe sogar noch vorteilhafter ist, da einige irreversible Komplikationen so verhindert werden können. Die Einreichung eines Zulassungsverfahrens bei Kindern im Alter von 5-11 Jahren ist für 2026 geplant. 

Außerdem wurden noch Follow-up-Daten aus klinischen Studien mit Exa-cel bei Personen ab 12 Jahren vorgestellt. 100 % der Patient:innen mit SCD hatten keine VOC über mindestens 12 Monate und eine mittlere Dauer der VOC-Freiheit von 35,3 Monaten. Bei TDT erreichten 98,2 % eine Transfusionsunabhängigkeit über mindestens 12 aufeinanderfolgende Monate, mit einer mittleren Dauer der Transfusionsunabhängigkeit von 41,4 Monaten.