Hausärzt:in 06/2024

Autoimmunerkrankung: Albträume und "Tagträume" als Frühwarnzeichen

Eine Zunahme von Albträumen, Halluzinationen oder "Tagträumen" könnte den Ausbruch von Autoimmunkrankheiten wie Lupus ankündigen – darauf weist ein internationales Team unter der Leitung von Forscher:innen der University of Cambridge und des King's College London hin.

In der Studie befragten die Forscher:innen 676 Lupus-Patient:innen und 400 Kliniker:innen. Außerdem führten sie ausführliche Interviews mit 50 Kliniker:innen und 69 Menschen, die mit systemischen autoimmunen rheumatischen Erkrankungen (einschließlich Lupus) leben. Die Patient:innen wurden im Rahmen der Studie auch nach dem Zeitpunkt des Auftretens von 29 neurologischen und psychischen Symptomen (wie Depressionen, Halluzinationen und Gleichgewichtsstörungen) befragt. Auch wurden sie gefragt, ob sie die Reihenfolge der auftretenden Symptome auflisten könnten.

Eines der am häufigsten berichteten Symptome war der gestörte Traumschlaf, der bei drei von fünf Patient:innen auftrat, wobei ein Drittel von ihnen angab, dass dieses Symptom mehr als ein Jahr vor Ausbruch der Lupuserkrankung auftrat. Knapp jede vierte Patient:in berichtete über Halluzinationen, wobei bei 85 % dieser Patient:innen das Symptom erst zu Beginn der Erkrankung oder später auftrat. Die Forscher:innen stellten fest, dass drei von fünf Lupus-Patient:innen und einer von drei Patient:innen mit anderen rheumatologischen Erkrankungen kurz vor ihren Halluzinationen über zunehmend gestörten Traumschlaf berichteten. Diese Albträume waren oft lebhaft und beängstigend und beinhalteten das Gefühl, angegriffen, eingeklemmt oder zerquetscht zu werden oder zu fallen.

Die Forscher:innen weisen darauf hin, dass diese Arten von psychischen und neurologischen Symptomen ein frühes Warnzeichen dafür sein können, dass sich eine Person einem "Schub" nähert, bei dem sich die Krankheit für eine gewisse Zeit verschlimmert. "Es ist wichtig, dass Ärzt:innen mit ihren Patient:innen über diese Art von Symptomen sprechen und sich die Zeit nehmen, den individuellen Verlauf der Symptome einer jeden Patient:in aufzuschreiben", so die Hauptautorin der Studie, Dr. Melanie Sloan vom Department of Public Health and Primary Care an der Universität Cambridge.

Professor Guy Leschziner, Studienautor und Neurologe am Guys' and St Thomas' Hospital betont: "Wir wissen seit langem, dass Veränderungen beim Träumen auf Veränderungen der körperlichen, neurologischen und geistigen Gesundheit hindeuten und manchmal auch Frühindikatoren für Krankheiten sein können. Dies ist jedoch der erste Beweis dafür, dass Albträume uns auch helfen können, eine so ernste Autoimmunerkrankung wie Lupus zu überwachen und ist ein wichtiger Hinweis, dass Schlafsymptome über einen bevorstehenden Rückfall informieren können."

Die Studie wurde im Journal "eClinicalMedicine" veröffentlicht.

Sloan, M. et al. (2024). Neuropsychiatric prodromes and symptom timings in relation to disease onset and/or flares in SLE: results from the mixed methods international INSPIRE study. eClinicalMedicine. https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2024.102634