"Adipositas ist der beeinflussbare hauptsächliche Faktor für die Entwicklung von Herzschwäche bei erhaltener Auswurffraktion des Herzens (HFpEF). Es handelt sich dabei um die häufigste und am schnellsten wachsende Form der chronischen Herzinsuffizienz. Die derzeitigen, auf den Stoffwechsel zielenden Therapien wie Kalorienrestriktion und Inkretin-basierte Medikamente haben Erwartungen für die Behandlung der Adipositas-abhängigen HFpEF hochkommen lassen. Diese Interventionen verbessern aber weder spezifisch noch selektiv den Stoffwechsel des Fettgewebes (...)", halten Simon Sedej von der kardiologischen Abteilung der Universitätsklinik für Innere Medizin der MedUni Graz und seine Co-Autor:innen in ihrer Arbeit fest, veröffentlicht in "Cardiovascular Diabetology".
Die Grazer Wissenschafter:innen zeigen einen neuen Weg auf, den sie an Mäusen erprobt haben und der derzeit aber nur bei Nagetieren wirkt: die Hemmung des fettspaltenden Enzyms ATGL (Triglyceridlipase) in Fettzellen. Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass das genetische Ausschalten dieses Lipase-Enzyms in Mäusen oder die Behandlung mit dem Wirkstoff Atglistatin, der ausschließlich in Fettzellen wirkt, zunächst einmal das Körpergewicht und das Bauchfett reduziere. Bei den Tieren habe sich gleichzeitig aber auch eine krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels und die Steifigkeit des Herzens verringert. Im Vergleich zu weniger Kalorien in der Ernährung sei der Wirkstoff sowohl bei der Verbesserung der Funktion des Herzmuskels als auch bei der Verringerung des Bauchfetts wirksamer gewesen.
Bereits vor mehreren Jahren ist Atglistatin von Grazer Wissenschafter:innen entwickelt worden. Damit wollte man beispielsweise die Insulinresistenz als Vorstufe zu Typ-2-Diabetes oder die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung beeinflussen. Die Wirkung der Substanz beruht laut den Autor:innen in Sachen Herzinsuffizienz auch auf einer Dämpfung von Botenstoffen, die für chronische Entzündungen im Fettgewebe verantwortlich sind: Tumornekrosefaktor Alpha, Interleukin-6 und Interleukin-1Beta.
Zur Umsetzung der Idee seien jedoch noch umfangreiche Studien erforderlich.