Hausärzt:in 06/2025
Ärzt:in Assistenz 03/2024

Wiener Erwachsenenpsychiatrie am Limit

Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien weist auf dramatische Herausforderungen bei der Erwachsenenpsychiatrie in den nächsten Jahren hin, und fordert bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen.

Angesichts gesellschaftlicher und demografischer Veränderungen steht die Erwachsenenpsychiatrie in den Wiener Krankenhäusern vor dramatischen Herausforderungen. Ein Drittel der angestellten Fachärzt:innen geht in den nächsten zehn Jahren in Pension und der Nachwuchs fehlt. Hinzu kommt noch ein Sonderfall zwischen den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV) und dem Psychosozialen Dienst (PSD), die beide von der Stadt Wien betrieben werden. Der PSD wirbt Psychiater:innen, die im WIGEV arbeiten, mit attraktiveren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen ab. Durch die steigende Zahl von Patient:innen mit komplexen psychiatrischen Erkrankungen, die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel lässt sich die schon jetzt prekäre Versorgungslage im Wiener Gesundheitssystem nur schwer aufrechterhalten. Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und Obmann der Kurie angestellte Ärzte fordert daher konkret zwei Maßnahmen:

  1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen: verbesserte Arbeitszeitregelungen, wie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine faire Bezahlung. Außerdem sollte die Stadt Wien sich überlegen, ob es sinnvoll ist, sich selbst die Fachkräfte abzuwerben. 
  2. Bessere Abstimmung der stationären und ambulanten Versorgung, um die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen. Außerdem wäre für eine niederschwellige Versorgung der Ausbau der Psychotherapie auf Kasse notwendig.

Lisa Leutgeb, 1. Stellvertretende Kurienobfrau der angestellten Ärzte und selbst Fachärztin in Ausbildung für Psychiatrie in der Klinik Floridsdorf, unterstreicht: "Uns ist es wichtig, im Dialog mit allen Partnern im Gesundheitssystem tragfähige Lösungen zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt wäre die Refundierung aller Ausbildungskosten, insbesondere im Bereich Psychotherapie."