Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Weltmoskitotag: Klimawandel und Virusausbrüche

Neuer Rekord bei von Mücken übertragenen Viren in der EU. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnt, dass das Risiko, sich mit Dengue-, Chikungunya- oder West-Nil-Virus anzustecken, in Europa zur neuen Realität wird.

Steigende Temperaturen, mildere Winter und veränderte Niederschlagsmuster lassen in Europa zunehmend Stechmückenarten heimisch werden, die ursprünglich aus wärmeren Regionen stammen. Damit wächst auch das Risiko, dass Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder West-Nil-Viren hier auftreten. 

Ein neuer Rekord für Europa verzeichnet das Chikungunya-Virus, mit bereits 27 Ausbrüchen in diesem Jahr. Erstmals wurde ein Fall von Chikungunya-Fieber, bei dem sich die Person vor Ort angesteckt hat, Anfang Juli im französischen Elsass bekannt. Dies ist laut ECDC in diesen Breitengrad außergewöhnlich und verdeutlicht die Tatsache, dass sich das Übertragungsrisiko immer weiter Richtung Norden verschiebt.

Bis Mitte August wurden dem ECDC-Bericht zufolge in acht europäischen Ländern 335 Fälle von örtlich übertragenem West-Nil-Virus gemeldet und 19 Todesfälle. Italien ist mit mehr als 80 % der Fälle und 274 Ansteckungen das mit Abstand am stärksten betroffenes Land, gefolgt von Griechenland mit 35 Fällen. Das ECDC geht davon aus, dass die Anzahl der Infektionen weiter steigen und die Übertragungen ihren Höhepunkt im August oder September erreichen werden. Generell wird von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen, da eine Infektion in etwa 80 % der Fälle ohne Symptome verläuft. Schwere und tödliche Ansteckungen betreffen meist ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Nur etwa 1 % der Infektionen führt zu schweren neurologischen Erkrankungen.

In letzter Zeit wurden daher auch vermehrt Studien zu diesem Thema veröffentlicht, die zeigen, wie sich der Klimawandel auf Stechmücken und durch sie übertragene Krankheitserreger auswirkt. Die Asiatische Tigermücke konnte sich zum Beispiel durch den Reiseverkehr und den Klimawandel in Europa etablieren und wurde bereits in allen österreichischen Bundesländern nachgewiesen. In den Tigermücken kann sich das Chinkungunya-Virus sogar bei niedrigen Temperaturen vermehren. Allerdings fliegt die Tigermücke bei dieser Kälte kaum, was das tatsächliche Infektionsrisiko deutlich senkt. Außerdem wurde kürzlich gezeigt, dass die Tigermücke auch das Oropouche-Virus übertragen kann. Dieses ist bisher vor allem aus Südamerika bekannt, kann aber eingeschleppt werden und wird dann auch in Europa zirkulieren. 

Ein wichtiger Schritt ist die Stechmückenbestimmung. Nur wenn bekannt ist, welche Stechmücken wo vorkommen und was sie übertragen können, kann rechtzeitig reagiert werden. Außerdem rät die EU-Agentur Einwohner:innen und Besucher:innen in den betroffenen Gegenden, vor allem Älteren, Kindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem, sich gegen Mückenstiche zu schützen.