Mit einem BIP-Anteil von 11,8 % erreicht das österreichische Gesundheitssystem ein neues Ausgaben-Rekordniveau. Jedoch sinkt der Anteil öffentlicher Finanzierung weiter, von 76,7 % auf 76,3 %. Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und der Österreichischen Ärztekammer erklärt: "Österreich investiert so viel wie nie in seine Gesundheitsversorgung, das ist einerseits ein starkes Signal, andererseits ein Warnruf. Wir brauchen dringend eine Rückbesinnung auf eine öffentliche, menschliche Medizin: wohnortnah, solidarisch, ärztlich geführt, statt profitorientiert zentralisiert."
Während die Bevölkerung in Wien seit 2012 um 16 % gewachsen ist, ist die Zahl an Kassenärzt:innen um 11 % gesunken. "Die Zahlen zeigen deutlich, wie stark das System unter Druck steht, gerade im niedergelassenen Bereich", so Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. "Niedergelassene Ärzt:innen sind für Menschen die zentrale Anlaufstelle im solidarischen Gesundheitssystem. Damit das auch so bleibt, müssen wir den Kassenbereich endlich stärken, mit fairen Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie." Wenn sich nichts ändert, wird sich die Zwei-Klassen-Medizin weiter verschärfen. Daher ist es wichtig, sich zu fragen: Was bringt wirklich Versorgung? Wie lenken wir Patient:innen sinnvoll durch das System?
Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien betont: "Es reicht nicht, nur mehr Geld ins System zu pumpen, wir müssen es auch dort einsetzen, wo es Wirkung zeigt: bei den Menschen, die tagtäglich medizinische Versorgung sicherstellen. Noch immer warten angestellte Ärzt:innen des Wiener Gesundheitsverbunds auf die Umsetzung des angekündigten Zweier-Gehaltspakets, das spürbare Verbesserungen bei Arbeitszeit, Entlohnung und Arbeitsbedingungen bringen soll. Solange diese Maßnahmen fehlen, bleibt die Lücke zwischen Anspruch und Realität bestehen. Wenn wir nicht gezielt gegensteuern, verlieren wir nicht nur Geld, wir verlieren Vertrauen. Wir brauchen mutige Strukturreformen, die Qualität sichern und ärztliches Handeln stärken."