Hausärzt:in 04/2024

Medulloblastom: Neuer Therapieansatz lässt Tumor aushungern

Die so genannte antiangiogene Therapie zeigt in einer Studie unter der Leitung der MedUni Wien einen anhaltenden Überlebensvorteil beim Rezidiv des häufigsten bösartigen Hirntumors im Kindes- und Jugendalter.

Medulloblastome sind für rund 20 % aller Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Trotz Operation, Strahlen- und Chemotherapie kommt es bei einem Viertel der Fälle zu einem Wiederauftreten, wobei der Tumor im Gehirn streut und keine neurochirurgische Totalresektion mehr möglich ist. Auf konventionelle Chemotherapie ist der Tumor resistent, eine Bestrahlung mit tumorwirksamer Dosis ist nur einmal möglich.

Die antiangiogene Therapie verhindere nun, dass der Tumor Blutgefäße bilden kann, die er für das weitere Wachstum benötigt. Dieser Therapieansatz im Rezidiv sei insofern attraktiv, da in erster Linie nicht der Tumor selbst angegriffen wird, sondern die Krebsumgebung, das sogenannte ,Microenvironment‘, und der Tumor sozusagen aushungert, so Erstautor der Studie Andreas Peyrl von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde.

Im Einsatz sind dabei niedrig dosierte Chemotherapeutika, aber auch Medikamente aus anderen Gebieten, wie etwa der Rheumatologie. Verstärkt wird die orale und intravenöse Therapie durch intraventrikuläre Chemotherapeutika, die direkt in die Hirnflüssigkeit injiziert werden.

Die Therapie sei, laut Expert:innen, aufgrund der niedrigen Dosierung gut verträglich, die Medikamente können täglich ohne Unterbrechung über einen langen Zeitraum hinweg genommen werden.

Die MEMMAT-Studie wurde an der MedUni Wien initiiert und finanziert und schließt 40 Patient:innen im Zeitraum zwischen 2014 bis 2021 ein. Ein Viertel davon zeigt ein Langzeit-Überleben von mehr als fünf Jahren.

Jetzt wurde sie im Journal JAMA Oncology veröffentlicht:

Sustained Survival Benefit in Recurrent Medulloblastoma by a Metronomic Antiangiogenic Regimen