"Wiens Spitäler verlieren aktuell jeden Monat qualifizierte Kolleg:innen – nicht nur als Arbeitskräfte, sondern auch als Ausbildner:innen, Mentor:innen. Zudem gehen klinische Expertise und Betreuungsqualität verloren", erklärt Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und Kurienobmann der angestellten Ärzte. Betroffen sind besonders Bereiche mit hohem Spezialisierungsgrad. Zudem würde es in fast allen Fächern Jahre dauern, bis Nachwuchskräfte das für die anspruchsvolle fachärztliche Tätigkeit erforderliche Erfahrungswissen gesammelt haben.
"Ziel muss es sein, das Know-how in den Wiener Spitälern zu halten, Versorgungsengpässe abzufedern und die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses abzusichern. Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) sollte daher pensionierten Ärzt:innen generell die Möglichkeit einer freiwilligen Weiterarbeit anbieten. Wir haben dieses Thema auch bereits in einem persönlichen, konstruktiven Gespräch mit der Generaldirektion des WIGEV adressiert", so der Vizepräsident.
Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte, erläutert: "Angesichts der angespannten Personalsituation in den Krankenhäusern Wiens sollte der WIGEV auch das Potenzial der freiwilligen Weiterarbeit von Spitalsärzt:innen im Ruhestand voll ausschöpfen. Wenn pensionierte Ärzt:innen für wenige Stunden pro Woche beschäftigt bleiben können, wäre das auch ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung."
Oberster Grundsatz sei absolute Freiwilligkeit, betont Maldonado-González: "Wir wollen keine Ärzt:in zur Weiterarbeit drängen. Aber wer arbeitsfähig und arbeitswillig ist, sollte auch mit 65+ weiter im System mitwirken dürfen – etwa in der Supervision, Lehre oder fallweiser klinischer Tätigkeit."
"Die Stadt Wien hat es in der Hand, mit gutem Beispiel voranzugehen. Es braucht nur den politischen Willen, diese Möglichkeit umzusetzen – ohne Gesetzesänderung, ohne zusätzliche Strukturen, aber mit einem klaren Signal. Pensionierte Ärzt:innen, die im Spital weiterarbeiten wollen, sollen das auch dürfen – unbürokratisch, rechtssicher und wertschätzend", unterstreicht Maldonado-González abschließend.