Bei Frauen zeigt sich AD(H)S häufig anders als bei Männern, mit Symptomen wie innerer Unruhe, chronischer Erschöpfung oder emotionaler Überforderung statt durch auffällige Hyperaktivität oder motorischer Unruhe. Diese Erscheinungsformen werden häufig jedoch nicht mit AD(H)S in Verbindung gebracht, sondern mit anderen Erkrankungen verwechselt.
Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Zahl an Menschen die AD(H)S Medikamente nehmen von rund 8.300 im Jahr 2013 auf knapp 22.000 im Jahr 2023 gestiegen sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass mehr fundierte Diagnosen gestellt werden. In den sozialen Medien kursieren zunehmend Videos, die zur Selbstdiagnose verleiten, zudem sind Vertragspsycholog:innen sehr stark ausgelastet und es muss mehrere Monate gewartet werden, um eine klinisch-psychologische Diagnostik und einen individuell zugeschnittenen Behandlungsplan zu erhalten. Um der steigenden Nachfrage nach klinisch-psychologischer Diagnostik gerecht zu werden, braucht es konkrete strukturelle Maßnahmen. Der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen spricht sich daher für einen Ausbau des Stellenplans im Bereich der Diagnostik aus. Zudem sollte es auch behandelnden Klinischen Psycholog:innen, ebenso wie Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, künftig möglich sein, zur klinisch-psychologischen Diagnostik zuzuweisen. Das erleichtert den Zugang deutlich, und ermöglicht eine raschere Versorgung. BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger erklärt: "Die Zunahme von Selbstdiagnosen über soziale Medien verdeutlicht den dringenden Bedarf nach qualifizierter, gut erreichbarer Diagnostik. Frauen brauchen ein Gesundheitssystem, das sie ernst nimmt und mit präzisen Diagnosen unterstützt."