Die alveoläre Echinokokkose ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Infektionserkrankung, verursacht durch den Fuchsbandwurm. Im Rahmen einer Übersichtsarbeit unter maßgeblicher Beteiligung der MedUni Wien wurden nun die europaweiten Fallzahlen dieser Erkrankung ermittelt. Das Ergebnis: in 28 der 40 untersuchten europäischen Länder wurden 4.207 Fälle von alveolärer Echinokokkose erfasst. Die Studie konnte Hotspots im Alpenraum und Baltikum identifizieren. Allein auf Österreich, Frankreich, Deutschland und die Schweiz entfielen 2.864 (68,08 %) der Fälle. Die Studie zeigt, dass die alveoläre Echinokokkose unzureichend erfasst ist, obwohl in den meisten Ländern Europas eigentlich eine Meldepflicht besteht. Darüber hinaus zeigen die Zahlen, dass es in den letzten Jahren einen Anstieg an Diagnosen gab, in Österreich von wenigen Einzelfällen zu rund 20 Neuinfektionen jährlich. Hohe Fuchspopulation oder zunehmender Kontakt zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen sind mögliche Ursachen für das Infektionsrisiko. Die alveoläre Echinokokkose zählt zu den sogenannten zoonotischen Krankheiten und verläuft oft über Jahre symptomlos und manifestiert sich erst später, insbesondere durch Veränderungen der Leber. Die Therapie umfasst dann eine operative Entfernung von befallenem Lebergewebe und antiparasitäre Medikamentengabe.
Für eine realistische Einschätzung der Erkrankung fordert das Forschungsteam deshalb, die bestehende Meldepflicht konsequent umzusetzen und auch in bislang wenig erfassten Ländern Surveillance-Systeme zur gezielten Überwachung des Fuchsbandwurms aufzubauen. Zudem sei es notwendig, die Sensibilisierung im medizinischen Bereich zu erhöhen und diagnostische Standards europaweit zu vereinheitlichen.