Hausärzt:in 07-08/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Digitoxin hilft bei Herzschwäche

Seit vielen Jahren wird Digitalis aus den Blättern des roten Fingerhuts zur Behandlung von Herzschwäche eingesetzt. Zu dieser Wirkstoffgruppe der Herzglykoside zählt auch das Medikament Digitoxin. Auch wenn es bereits Hinweise für den Nutzen von Digitalis bei Herzschwäche gab, ist es erst jetzt wissenschaftlich einwandfrei erwiesen, dass Digitoxin einen deutlich positiven Effekt bei HFrEF hat.

Die Ergebnisse der randomisierten DIGIT-HF-Studie zeigen jetzt, dass eine Behandlung mit Digitoxin bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFrEF), die bereits leitliniengerechte Therapie erhalten, eine Hospitalisierung wegen einer weiteren Verschlechterung der Herzfunktion und den Tod hinausschieben.

In der Studie wurden Patient:innen untersucht, bei denen die übliche Therapie ausgereizt ist. Diese Standart-Therapie konnte aus ACE-Hemmer, Diuretika, Betablockern, Sartanen, Aldosteronantagonisten, Neprilysin- und SGLT-2-Inhibitoren bestehen. Außerdem hatten einige einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator oder einen Herzschrittmacher zur Resynchronisierung der beiden Herzkammern. Aufgrund der Ergebnisse sehen die Autor:innen Digitoxin in Zukunft als eine weitere Behandlungsmöglichkeit. 

Bisherige klinische Studien wurden nahezu ausschließlich mit dem ebenfalls zu den Herzglykosiden gehörenden Wirkstoff Digoxin durchgeführt. Der Einsatz von Digoxin ist aber bei einer gestörten Nierenfunktion, dies ist bei Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz häufig der Fall, nur begrenzt möglich, da es nahezu ausschließlich über die Niere ausgeschieden wird. Digitoxin wird jedoch vermehrt über Leber und Darm ausgeschieden. Das bereits zugelassene Medikament ist somit auch für vorbelastete Patient:innen mit Nierenschwäche gut einsetzbar.

Die neue Studie konnte Befürchtungen entkräften, dass Digitoxin für bestimmte Patient:inengruppen mit Herzschwäche zum Tod führen kann. Laut Studienautor:innen ist Digitoxin, richtig dosiert, eine sichere Therapie bei Herzinsuffizienz und eignet sich auch zur Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern, wenn Beta-Blocker allein nicht ausreichen. Basierend auf den bisherigen Studiendaten haben die Spezialist:innen bereits Empfehlungen für eine einfache und sichere Dosierung erarbeitet. Während früher oft 0,1 Milligramm Digitoxin verordnet wurden, liegen die aktuellen Empfehlungen bei 0,07 Milligramm pro Tag oder sogar noch weniger. Die Ergebnisse der Studie können laut den Forscher:innen jedoch nicht auf andere Herzglykoside übertragen und verallgemeinert werden.