Suchterkrankungen betreffen das gesamte Spektrum der Medizin, wobei das "biopsychosoziale" Modell einen Rahmen für das Verständnis dieser Entitäten bietet. Auf neurobiologischer Ebene spielen insbesondere Veränderungen im dopaminergen Belohnungsempfinden, in der limbischen Emotionsverarbeitung und im Stresssystem eine zentrale Rolle. Dabei wird die Balance jener Systeme gestört und somit das Lust- und Belohnungserleben beeinträchtigt.
Für die Diagnose einer Suchterkrankung sind u. a. ein Verlust der Kontrolle über Beginn, Menge und Dauer des Konsums sowie das Vorhandensein von Craving relevant. Zusätzlich spielen neuroadaptive Veränderungen wie Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen eine Rolle. Typisch ist, dass ein Konsum trotz auftretender Probleme fortgesetzt und anderen Interessen, Vergnügungen sowie Verpflichtungen vorgezogen wird. Ein Paradigmenwechsel der WHO hat mittlerweile dazu geführt, dass auch substanzungebundene Abhängigkeiten, etwa die Glücksspielstörung und die Computerspielsucht, in der ICD-11 berücksichtigt werden. Rückfälle sind jedenfalls ein integraler Bestandteil des Behandlungspfades – das Ziel besteht darin, diese in Intensität und Frequenz zu reduzieren.