Hausärzt:in 09/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Primäre Hyperhidrose: Diagnostische Kriterien

Wange mit vielen Schweißtropfen
Zwischen Norm und Pathologie.
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Kommt es mehr als einmal pro Woche zu übermäßigem Schwitzen, sollte dem Verdacht auf eine Hyperhidrose nachgegangen werden. 

Um eine Diagnose stellen zu können, ist als erster Schritt eine genaue Anamnese essenziell. Hierbei gilt es auf die typischen Aspekte einer primären Hyperhidrose zu achten: den Beginn im jungen Alter (unter 25), das unvorhersehbare, temperaturunabhängige und unkontrollierbare Schwitzen und die klassischen Prädilektionsstellen – meist beidseitig und symmetrisch. Dies sind Körperstellen mit einer hohen Dichte an Schweißdrüsen – wie die Handflächen, Fußsohlen und Achselhöhlen. Die Familienanamnese ist häufig positiv.1,2

Bei der Diagnose spielt die Beeinträchtigung der Lebensqualität eine wesentliche Rolle. Diese kann mithilfe standardisierter Fragebögen und Skalen erhoben werden. Der Dermatologische Lebensqualitätsindex (DLQI = "Dermatology Life Quality Index") dient dazu, die Lebensqualität von Patient:innen mit Hauterkrankungen im Allgemeinen zu erfassen. Auch die "Hyperhidrosis Disease Severity Scale" (HDSS), eignet sich als Instrument dazu. Von ihr liegt allerdings keine validierte deutsche Version vor. Der HidroQoL, der "Hyperhidrosis Quality of Life Index", ist ein spezieller Fragebogen, der eigens für Menschen mit Hyperhidrose entwickelt wurde.3,4,5

Die Hyperhidrosis axillaris und die Hyperhidrosis palmoplantaris können nach klinischen Schweregraden eingeteilt werden. Die Klassifizierung reicht von Grad I, der leichten Hyperhidrose, die durch eine deutlich gesteigerte Hautfeuchtigkeit charakterisiert ist, über Grad II, die mäßig starke Hyperhidrose, bei der es bereits zur Bildung von Schweißperlen kommt, bis zu Grad III, der starken Hyperhidrose, welche sich in abtropfendem Schweiß äußert.1,6

Konkrete labordiagnostische Verfahren, die eine primäre Hyperhidrose bestätigen oder widerlegen, existieren nicht. Mit dem Jod-Stärke-Test nach Minor lässt sich allerdings der schweißproduzierende Bereich bestimmen. Hierbei wird der sekretierte Schweiß angefärbt. Der Bereich wird durch das Auftragen einer Jodlösung und die anschließende Bestäubung mit Stärkepuder als Verdunklung sichtbar. Mithilfe der Gravimetrie können aber quantitative Aussagen getroffen werden. Das gravimetrische Verfahren erfolgt durch das Auffangen des Schweißes mit einem Filterpapier und das anschließende Abwiegen mit einer Ultrafeinwaage. Im Rahmen kontrollierter Studien sind gravimetrische Messungen nützlich, um den klinischen Schweregrad vor und nach der Behandlung zu dokumentieren. Für die Unterscheidung zwischen normalem Schwitzen und Hyperhidrose gibt es keine allgemeingültigen, standardisierten Grenzwerte, sondern lediglich Referenzbereiche, die variieren können.6,2,3,5