Hausärzt:in 06/2024

Med Uni Graz: Pilzinfektionen nehmen stetig zu

Pilzinfektionen, sogenannte Mykosen, können zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Und sie werden häufiger: "Pilzinfektionen nehmen kontinuierlich seit Jahren zu, trotz aller Maßnahmen, die wir ergreifen", sagt Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Martin Hönigl, Professor für Translationale Mykologie an der Klinischen Abteilung für Infektiologie der Med Uni Graz.

In Österreich erkranken jedes Jahr 130.000 Menschen an Pilzinfektionen. Dabei handelt es sich sehr häufig um Personen, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa weil sie eine Krebstherapie durchlaufen. Demnach ist das Risiko bei immunsupprimierten Menschen, an einer Mykose zu erkranken, erhöht. Auch die WHO spricht in Zusammenhang mit Pilzinfektionen von einer der "größten Bedrohungen". Die Med Uni Innsbruck habe kürzlich ein neues Doktoratsprogramm gestartet, das sich dem Thema Resistenzen gegen Pilzmedikamente widmet. 
 
Für den Anstieg der Krankheitsfälle mit Pilzinfektionen gibt es zwei Gründe. Ersterer sei der Fortschritt in der Medizin. "Wir können immer mehr Krankheiten behandeln", erläutert Hönigl. Menschen überleben diese, und leben auch länger. So würden Betroffene Lebensphasen erreichen, in denen sie anfälliger für Pilzinfektionen werden – auch schwere, die mitunter tödlich verlaufen können. Der zweite Grund sei der Klimawandel. Zwar leiden auch einige Pilzarten unter dem Klimawandel, denn die meisten von ihnen bevorzugen es eher kühl oder feucht, aber "Pilze sind sehr anpassungsfähig", meint Hönigl. "Sie können sich an höhere Temperaturen adaptieren, was zu einem Problem werden kann, wenn es zu Temperaturen kommt, die unserer Körpertemperatur ähneln." Dadurch können neue Pathogene entstehen, Candida auris, ein Hefepilz, sei ein Beispiel dafür. Dieser könne Harnwegsinfektionen oder auch Blutvergiftungen hervorrufen, sei aber gegen viele herkömmliche Antipilztherapien resistent.
 
Mit Pilzen infizieren kann man sich praktisch überall, da sich verschiedenste Pilzsporen in der Luft befinden, der wir jeden Tag ausgesetzt sind. "Schimmelpilzsporen, zum Beispiel jene der Aspergillus-Gruppe, können via Inhalation in den Körper gelangen, das kann auch außerhalb eines Krankenhauses passieren, wenn wir im Wald spazieren gehen oder den Biomüll in die Tonne oder auf den Komposthaufen werfen", so Hönigl. Er rät schwer immunsupprimierten Patient:innen deshalb, bei einem Waldspaziergang Maske zu tragen. 

Bei gesunden Personen, deren Immunsystem funktioniert, sei Kontakt mit Pilzsporen kein gröberes Problem, da die Erregerzellen einfach eliminiert werden. Bei immungeschwächten oder mit Antibiotika behandelten Patient:innen könnten sich Pilzinfektionen hingegen ausbreiten. Ähnliches sei auch bei Asthma- oder COPD-Patient:innen bekannt. Wenn sie Cortison inhalieren, kann es zu schmerzhaften Pilzinfektionen mit Candida im Rachen und Mundraum kommen. Vorbeugen kann man dabei, indem man nach dem Inhalieren mit Wasser nachspült oder kurz vor dem Essen inhaliert.