Hausärzt:in 04/2024

Gebärmutterhalskrebs: Einfache oder radikale Hysterektomie

Eine internationale Studie, an der auch die Med Uni Graz beteiligt war, hat untersucht, ob eine radikale Hysterektomie (Wertheim-Operation), für die Behandlung von kleineren Tumoren notwendig ist oder ob eine einfache Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) genügen würde.

Behandelnde Ärzt:innen und Patient:innen stehen bei der Behandlung von Krebs oft vor der Frage, wie radikal man behandeln muss. Diese Überlegungen werden insbesondere wichtig, wenn es um die chirurgische Entfernung von möglicherweise betroffenen Organen oder Geweben geht. Denn das Risiko von Komplikationen und Folgeproblemen steigt mit dem Ausmaß der Behandlung bzw. der Operation. Besonders wiegt diese Abwägung bei Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom).

Bei Gebärmutterhalskrebs handelt es sich um eine bösartige Veränderung von Zellen am Gebärmutterhals (Zervix). Fast alle dieser Tumoren sind eine Folge einer Infektion mit HPV (humanes Papillomavirus), auch wenn es mittlerweile dank einer Impfung einen guten Schutz dagegen gibt. Zervixkarzinome werden derzeit durch regelmäßige Screening-/Vorsorgeuntersuchungen wie den PAP-Abstrich oft rechtzeitig erkannt und können daher früh effektiv therapiert bzw. geheilt werden. Der Umfang des operativen Eingriffs ist abhängig vom Stadium der Erkrankung. International wurde nun untersucht, ob kleinere Zervixkarzinome mit einer einfachen Gebärmutterentfernung behandelt werden könnten bzw. ob eine erweiterte/radikale Hysterektomie für diese Tumoren wirklich notwendig ist.

Die Studie, an der auch die Klinische Abteilung für Gynäkologie der Med Uni Graz und andere österreichische Zentren beteiligt waren, ging der Frage nach, ob es bei kleineren Zervixkarzinomen notwendig ist, mehr Gewebe zu entfernen, oder ob eine einfache Hysterektomie reicht. Dazu wurden 700 Patient:innen untersucht, die entweder eine radikale/erweiterte oder eine einfache Hysterektomie erhalten haben. Neben dem Wiederauftreten von Krebs wurden auch die direkten Folgen der Operation analysiert.

Die Studienergebnisse zeigen, dass in den untersuchten Fällen die radikale Hysterektomie gegenüber der einfachen Hysterektomie keinen Überlebensvorteil hat, einfach gesagt: nicht notwendig ist. Bei der radikalen Hysterektomie gab es erwartungsgemäß mehr Komplikationen während und nach der OP. Für Frauen mit frühen Zervixkarzinomen bedeutet das eine wesentlich einfachere und kürzere Operation ohne Bauchschnitt mit einem Krankenhausaufenthalt von oft nur ein bis zwei Tagen und weniger Komplikationen und Folgeproblemen.

Die Ergebnisse wurden im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

Plante et al. (2024). Simple versus Radical Hysterectomy in Women with Low-Risk Cervical Cancer. The New England journal of medicine, 390(9), 819–829. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2308900