Das Alter, ab dem für Babys Beikost empfohlen wird, änderte sich die letzten Jahre immer wieder. 2016 wurde die LEAP-Studie publiziert, die zeigte, dass die regelmäßige Aufnahme von Erdnüssen im Alter von vier bis elf Monaten bei Kindern mit schwerer atopischer Dermatitis oder Eiallergie das Risiko einer Erdnussallergie bis zum Alter von fünf Jahren um mehr als 80 % reduziert. Daraufhin wurden in den USA die Leitlinien für Baby-Beikost schrittweise angepasst. 2015 gab es erst ein Konsensus-Statement zur frühen Erdnusseinführung bei Hochrisikokindern, 2017 folgte eine Addendum-Leitlinie mit einer Risikostratifizierung auf Grundlage allergologischer Testung. 2021 empfahlen mehrere Fachgesellschaften schließlich die Einführung von Erdnuss, Ei und weiteren Hauptallergenen im Rahmen der Beikost ab einem Alter von 4-6 Monaten, unabhängig von der Atopieanamnese.
Die neue Studie wertete jetzt Daten aus den USA bis 2020 aus, und zeigte, dass die Leitlinien zur frühen Einführung allergener Beikost mit einem Rückgang von Nahrungsmittelallergien einhergingen. Nach der ersten Empfehlung, die sich an Hochrisikokinder richtete, sank die kumulative Inzidenz einer Erdnuss-IgE-Allergie von 0,92 % auf 0,67 %. Auch die Häufigkeit jeglicher IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien nahm signifikant ab, von 1,98 % auf 1,23 %. Nach Veröffentlichung der US-amerikanischen Addendum-Leitlinie von 2017, die eine gestufte Einführung abhängig vom individuellen Risiko vorsah, zeigte sich ein noch deutlicherer Effekt. Die Inzidenz der Erdnussallergie sank auf 0,45 %, die Rate jeglicher IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien auf 0,93 %. Die Autor:innen schlussfolgern, dass die Empfehlungen zur frühen Einführung allergener Beikost den gewünschten präventiven Effekt haben.
Expert:innen weißen aber darauf hin, dass der Rückgang der Nahrungsmittelallergien bereits kurz nach der Veröffentlichung der LEAP-Ergebnisse beobachtete wurde. Außerdem nahm neben der Erdnuss- auch die Inzidenz der Kuhmilchallergie ab. Zudem kann eine präzisere Diagnostik eine Rolle spielen, die zu weniger Überdiagnosen führten. Weitere Untersuchungen werden empfohlen, um die Ergebnisse zu bestätigen.