Die brusterhaltende Resektion mit freien Margen ist der Goldstandard bei der Behandlung von Brustkrebs im Frühstadium und wird weltweit in Leitlinien empfohlen. Daher ist eine zuverlässige Unterscheidung zwischen normalem und malignem Gewebe an den Resektionsrändern essenziell. Bisher musste man während einer Brustkrebsoperationen oft warten, bis eine Patholog:in aus Schnellschnitt-Proben bestimmt hat, ob ein Tumor auch wirklich im gesunden Bereich entfernt worden ist. Dies kann 30 Minuten dauern, dadurch verlängert sich die Narkosezeit, was belastend ist und den Eingriff für alle Beteiligten verlängert.
In dieser Studie wurden normale und abnormale Gewebeproben von Brustkrebspatientinnen ex vivo mittels optischer Emissionsspektroskopie (OES) auf Basis ionisierter Atome und Moleküle, die während der elektrochirurgischen Behandlung erzeugt wurden, charakterisiert. Ziel der Studie war die Bestimmung spektroskopischer Merkmale, die für gesundes und neoplastisches Brustgewebe typisch sind, um künftig bei Brustkrebsoperationen eine Gewebedifferenzierung und Randbeurteilung in Echtzeit zu ermöglichen. Krebszellen weisen als Charakteristika zum Beispiel mehr Kohlenstoff, Mangan und Zink auf.
Die Expert:innen testeten die Methode an Gewebeproben von 49 Patientinnen. Insgesamt wurden 972 Lichtspektren untersucht. Die durchschnittliche Klassifizierungsgenauigkeit für alle Patientinnen lag bei 96,9 %. Normales und abnormales Brustgewebe konnte mit einer mittleren Sensitivität von 94,8 %, einer Spezifität von 99,0 % unterschieden werden. Basierend auf den Daten sehen die Autor:innen großes Potential für eine zukünftige klinische Anwendung der OES-basierten Gewebedifferenzierung in der Brustkrebschirurgie. Für die breite Anwendung sind jedoch noch große wissenschaftliche Untersuchungen mit mehr Gewebeproben aus der klinischen Praxis notwendig.