Hausärzt:in 04/2024

Mehr Unterstützung für Patient:innen: "1:1 Betreuung" wird auf ganz NÖ ausgerollt

Das erfolgreiche Pilotprojekt, das im letzten Jahr an drei Kliniken gestartet wurde, soll nun auf alle Kliniken in Niederösterreich ausgerollt werden. Das Ergebnis: weniger Medikamente, Reduktion von Stürzen und ein verkürzter stationärer Aufenthalt.

Rund 130.000 Menschen sind laut dem Demenzbericht in Österreich von einer Demenzerkrankung betroffen. Dem Bericht nach soll sich die Anzahl bis 2050 verdoppeln. Die Demenz vom Alzheimer Typ ist mit 60 – 80 % die häufigste Form der Demenz, gefolgt von der vaskulären Demenz mit 15 – 20 %. Bei hospitalisierten Patient:innen ist die akute Verwirrtheit (Delir) eine häufig auftretende Komplikation. Vor allem ältere und kognitiv beeinträchtigte Menschen haben ein hohes Risiko, ein Delir zu entwickeln. 

Im Vorjahr wurde das Pilotprojekt "1:1 Betreuung" in den drei NÖ-Kliniken Neunkirchen, St. Pölten und Klosterneuburg gestartet. Es soll helfen, im Stationsalltag mehr auf verwirrte, desorientierte und dementiell veränderte Menschen individuell eingehen zu können, ihre Bedürfnisse zu erkennen, adäquat darauf zu reagieren und diese bestmöglich zu versorgen. Bei dem Projekt werden qualifizierte Personen, wie Pflegeauszubildende (Pflegefachassistenz und gehobener Dienst) nach dem 1. Ausbildungsjahr sowie Medizinstudierende der KLPU nach Absolvierung des 4. Semesters und pensionierte Pflegepersonen eingesetzt, die erkrankte Patient:innen rund um die Uhr beobachten und im Notfall Unterstützung rufen können. Durch eine "1:1 Betreuung" kann vor allem im Nachtdienst die Sicherheit erhöht werden, da verwirrte Personen an einem veränderten Tag-Nacht-Rhythmus leiden.
 
Landesrat Ludwig Schleritzko erklärt: "Nachdem das Projekt in den Pilotkliniken besondere Erfolge zeigte, soll es nun auf alle Landeskliniken ausgerollt werden. Wichtig ist vor allem die Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verwirrter Menschen so lange wie möglich zu erhalten und ihnen feste Strukturen zu bieten. Mit der Ausrollung dieses Projekts wollen wir die Patient:innen noch mehr als bisher unterstützen und ihnen während eines Aufenthalt in einem Klinikum Hilfestellung bieten."
 
Bei einer entsprechenden Diagnose können 1:1 Betreuungspersonen von Pflegeexpert:innen im Klinikum angefordert werden. Qualifizierte Personen, die diese Aufgabe übernehmen möchten, können sich bei den Kliniken melden. "Wir werden das Projekt gerne an unseren Stationen integrieren und erwarten uns sehr gute Erfolge bei den Patient:innen. Zusätzlicher Benefit: zum einen kann der Stationsbetrieb ohne häufige zusätzliche Unterbrechungen geführt werden, wovon auch andere Patient:innen indirekt profitieren, zum anderen werden Angehörige entlastet", so Pflegedirektor Andreas Lausch über das neue Betreuungsmodell.