Hausärzt:in 04/2024

Ärztinnen vergeben gute Noten für Arbeitsbedingungen in Primärversorgungszentren

Den Arbeitsbedingungen in Primärversorgungseinheiten (PVEs) stellen Ärztinnen generell ein gutes Zeugnis aus. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der MedUni Wien zu Work-Life-Balance und Zufriedenheit unter den Ärztinnen, die in PVEs arbeiten. Nachholbedarf gibt es in den Bereichen Verteilung der Arbeitsstunden und Zeit für zusätzliche Aktivitäten wie externe Lehre oder Fortbildungen.

Derzeit gibt es in Österreich 60 Primärversorgungseinheiten, bis 2025 sind insgesamt 127 PVEs österreichweit geplant. Primärversorgungseinheiten bestehen aus multiprofessionellen Teams, meist Allgemeinmediziner:innen oder Kinderärzt:innen mit Personen aus verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen wie Pflege, Sozialarbeit, Physio- und Psychotherapie. Dem ärztlichen Personal sollen dadurch die Vorteile einer besseren und unmittelbareren Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen sowie modernere und familienfreundlichere Arbeitsbedingungen geboten werden. 

Im Herbst 2023 erhob das Department für Primary Care Medicine der MedUni Wien unter 69 PVE-Ärztinnen mittels einer anonymen Fragebogen-Studie den Status rund um Work-Life-Balance, Arbeitsaufwand und Zufriedenheit. 33 % haben den Fragebogen vollständig beantwortet. Die Zufriedenheitskurve zeigt, dass die Arbeit in PVEs bei Ärztinnen durchaus auf positive Resonanz stößt. Nach dem Schulnotensystem werden sowohl dem interdisziplinären Setting (96 %) als auch der Work-Life-Balance (85 %) und dem Einkommen (85 %) sehr gute und gute Noten ausgestellt. 

Lediglich zusätzliche Aktivitäten wie externe Lehre oder Fortbildungen sind neben der ärztlichen Tätigkeit besonders für Ärztinnen mit Kindern in ländlichen Regionen kaum umsetzbar. 70 Prozent von den befragten Frauen in PVEs sind im ländlichen Raum tätig. Mehr als drei Viertel (77 %) der befragten Frauen sind zwischen 25 und 44 Jahre alt und haben Kinder. Alter und Mutterschaft haben sowohl auf die Anzahl als auch auf die Verteilung der Arbeitsstunden einen großen Einfluss auf PVE-Ärztinnen in ländlichen Regionen. 

"Auch Primärversorgungszentren helfen wenig darüber hinweg, dass weibliche Ärztinnen mit Kinderbetreuungspflichten in ländlichen Regionen weniger Zeit am Arbeitsplatz, aber vor allem auch für wichtige Fortbildungen und Lehrengagement an Universitäten, verbringen als sie vielleicht wollen", so Studienautor Florian Stummer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien, "hier wären weitere Unterstützungsmaßnahmen notwendig wie verbesserte Kinderbetreuung und vermehrte Angebote von Hybrid-Fortbildungen und Lehrmöglichkeiten."