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Chronische neuropathische Schmerzen: Das nervt

Eine Frau macht ein gequältes Gesicht, weil ihr ein Nervenschmerz einfährt.
Neuropathische Schmerzen schießen zumeist blitzartig ein.
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Schmerzen haben eine essenzielle Funktion im menschlichen Körper. Sie dienen als Alarmsignal, die auf potenzielle Gefahren und Schäden aufmerksam machen. Schmerzen zeigen dem Körper, dass etwas nicht stimmt – sei es bei Verletzungen, Entzündungen oder anderen gesundheitlichen Problemen. 

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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sie dazu anregen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel können akute Schmerzen dazu führen, eine verletzte Stelle zu schonen oder eine Ärzt:in aufzusuchen, um ernsthafte Probleme zu vermeiden. Zudem kann eine angemessene Schmerztherapie die Genesung fördern und das Komplikationsrisiko senken. Allerdings können sich Schmerzen verselbstständigen und abseits ihrer Warnfunktion Probleme bereiten, etwa bei chronischen Nervenschmerzen.

Langanhaltende oder wiederkehrende Nervenschmerzen – fachsprachlich als chronische neuropathische Schmerzen bezeichnet – sind kein seltenes Phänomen. Rund 10 % der Erwachsenen sind davon betroffen.1 Patient:innen beschreiben diese zumeist als einschießend, grell, brennend oder stechend. Spürbar sind sie oft bereits bei leichter Berührung. "Bei neuropathischen Schmerzen handelt es sich nicht um eine eigenständige Diagnose. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, dessen Ursache im zentralen oder peripheren Nervensystem liegt", erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Nenad Mitrovic von der Abteilung für Neurologie, Salzkammergut Klinikum, Bad Ischl und Vöcklabruck. Demgemäß sprechen Mediziner:innen von zentralen respektive peripheren neuropathischen Schmerzen. 

Ersteren können beispielsweise Rückenmarksverletzungen, ein Schlaganfall oder Morbus Parkinson zugrunde liegen. Mögliche Ursachen der zweiten Gruppe sind Infektionen wie HIV oder Herpes Zoster (Gürtelrose), Nervenkompressionen – zum Beispiel ein Karpaltunnelsyndrom – oder Diabetes mellitus. Eine weitere Kategorie stellen sogenannte noziplastische Schmerzen dar. Diese sind auf ein gesteigertes Schmerzempfinden ohne Nachweis einer Gewebeschädigung ("Läsion") zurückzuführen. Sie können etwa bei unspezifischen chronischen Rückenschmerzen, Fibromyalgie oder beim Reizdarmsyndrom auftreten. Möglich ist auch eine Kombination mehrerer Mechanismen. Dann ist von "Mixed Pain" ("gemischtem Schmerz") die Rede. "Zu den häufigsten Beschwerden in diesem Bereich zählen die diabetische Polyneuropathie, neuropathische Schmerzen bei Multipler Sklerose, die Post-Zoster-Neuralgie, außerdem zentrale neuropathische Schmerzen nach Rückenmarksverletzungen oder Schlaganfall", so der Neurologe. Als chronisch gilt die Neuropathie, wenn sie über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten andauert bzw. wiederkehrt – also die Genesungszeit für eine Erkrankung respektive Verletzung überschreitet. Chronische Schmerzen können die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen.