Hausärzt:in 09/2025
Ärzt:in Assistenz 2025

Männer und Diabetes Typ 2: Biologie trifft auf männliche Rollenbilder

adipöser Mann der am Schreibtisch vor einem Laptop sitzt und unglücklich schaut
Zwischen Risikofaktor und Chancenfenster.
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Diabetes Typ 2 ist längst eine Volkskrankheit, und Männer bilden dabei eine Risikogruppe, die in der täglichen Praxis und in der Apotheke besondere Aufmerksamkeit verdient.
Inhaltsverzeichnis
Autor:in
Andreas Wartha

Andreas Wartha (Ernährungsberater, Trainer und Autor, der-diabetes-experte.de)

Laut aktuellen Zahlen entwickeln Männer Typ-2-Diabetes im Durchschnitt früher als Frauen, sind häufiger von Komplikationen betroffen und sterben öfter an den Folgeerkrankungen. Viele Hausärzt:innen wissen: Diese Patientengruppe ist häufig schwer zu erreichen, weil Männer gesundheitliche Probleme eher verdrängen. Doch genau hierin liegt auch eine Chance für uns als Behandler:innen.

Natürlich gibt es biologische Faktoren: Männer neigen eher zur viszeralen Fettansammlung. Dieses Bauchfett ist stoffwechselaktiv, es schüttet Botenstoffe aus, welche Entzündungsprozesse fördern und die Insulinresistenz vorantreiben. Doch mindestens ebenso entscheidend ist der Umgang mit der eigenen Gesundheit: Männer sind Meister der Verdrängung. Erste Symptome wie ständige Müdigkeit, Durst oder Sehstörungen werden ignoriert oder mit Stress erklärt. Und selbst wenn eine Diagnose gestellt wird, wird sie häufig nicht wirklich ernst genommen. Dabei geht es um mehr als nur um den Blutzuckerwert. Diabetes Typ 2 betrifft viele Bereiche der Identität, die für Männer mitunter ein Tabu darstellen: Potenz, Leistungsfähigkeit, Selbstwertgefühl. Etwa die Hälfte aller Männer mit Typ-2-Diabetes entwickelt im Laufe der Zeit Erektionsstörungen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil nur wenige darüber sprechen. Dabei ist gerade das Gespräch wichtig: Die erektile Dysfunktion kann ein erstes Anzeichen für Mikro- und Makroangiopathien sein und fungiert damit als Frühwarnzeichen kardiovaskulärer Erkrankungen.