Hausärzt:in 04/2025
Ärzt:in Assistenz 03/2024

Bewusstsein für Vitiligo schaffen

Beine einer Frau mit Pigmentstörung
Erst als viertes Land weltweit: Österreich hat nun Leitlinien zur Behandlung von Vitiligo – von Expert:innen für Expert:innen.
© LightField Studios / shutterstock.com
Nach Großbritannien (2021), Deutschland (2022) und den USA (2024) ist Österreich erst das vierte Land weltweit, in dem es Leitlinien und Empfehlungen für die Behandlung der Autoimmunerkrankung Vitiligo gibt. Erstellt von der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie (ÖGDV), wurden diese bundesweit an rund 1.300 Dermatolog:innen versandt.
Medizinische Expertise
Angelika Hofer

Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Hofer (Dermatologin und Leiterin der Vitiligo-Ambulanz an der Univ.- Klinik für Dermatologie und Venerologie, Med Uni Graz)

Großer Leidensdruck

Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung der Haut, die mit einem Pigmentverlust einhergeht und durch weiße Flecken der Haut gekennzeichnet ist: häufig rund um die Augen, den Mund und die Nase, aber auch an Ellenbogen, Knien, Knöcheln und anderen Körperstellen. Das Immunsystem richtet sich gegen die Melanozyten, die für die Hautfarbe verantwortlich sind, und zerstört sie. Vitiligo zählt zu den häufigsten Pigmentierungsstörungen mit einer geschätzten Prävalenz von 0,5 bis 1,0 %. Das entspricht bis zu 150 Millionen Betroffenen weltweit und rund 90.000 bis 100.000 in Österreich. Die Erkrankung ist zwar nicht ansteckend oder schmerzhaft, aber das psychische Leid der Betroffenen ist enorm. Als jüngste Behandlungsmethode ist ein topischer Januskinase-Hemmer am Markt. Dabei handelt es sich um eine erste spezifisch zugelassene Therapie für die nichtsegmentale Vitiligo.

Die österreichische Leitlinie

"Vitiligo ist nicht heilbar, aber sie ist sehr wohl behandelbar", bestätigt die Co-Autorin der österreichischen Leitlinie1 Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Hofer, Dermatologin und Leiterin der Vitiligo-Ambulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie Graz. "Gerade in letzter Zeit sind Behandlungsmöglichkeiten dazugekommen – wie die Lokaltherapie mit dem topischen JAK1/2-Hemmer." Die Leitlinie fasst jüngste Erkenntnisse und Empfehlungen zusammen und will so die Kolleg:innen in Österreich auf den aktuellen Stand bringen.

Die acht wichtigsten Empfehlungen

  1. Mit einer Therapie sollte – gerade auch bei Kindern – möglichst frühzeitig begonnen werden, das erhöht die Erfolgschancen.
  2.  Bei neu diagnostizierter Vitiligo sollte ein Screening auf weitere Autoimmunerkrankungen, insbesondere Schilddrüsenerkrankungen, erfolgen.
  3. Eine aktive Vitiligo kann sowohl mit einer Ganzkörper-Schmalband-UVB-Therapie als auch mit einer oralen Therapie mit Steroiden (üblicherweise für sechs Monate) behandelt werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.
  4. Vor der Verschreibung einer topisechsschen Therapie mit einem JAK1/2-Hemmer bei einer nichtsegmentalen Vitiligo sollte eine drei- bis sechs-monatige Vortherapie mit topischen Kortikosteroiden und/oder Calcineurininhibitoren und/oder Phototherapie erfolgt sein.
  5. Moderate Sonnenexposition (zunächst für fünf Minuten, später für bis zu 45 Minuten) kann die repigmentierende Behandlung unterstützen.
  6. Nach Therapiebeginn sollte alle drei Monate eine Verlaufskontrolle stattfinden. Damit können Therapietreue, Wirksamkeit und allfällige Nebenwirkungen der Behandlung evaluiert werden.
  7. Eine NB-UVB-Phototherapie ist – nach Rücksprache mit den Eltern und nach Abwägung von Nutzen und Risiken – auch bei Kindern möglich.
  8. Wie die Behandlung bei einer stabilen Vitiligo fortgeführt wird, sollte individuell besprochen werden.

Ein Besuch bei der Hausärzt:in oder der Dermatolog:in sollte Betroffenen auf jeden Fall Klarheit bringen und helfen, eine Vitiligo nach aktuellen Forschungserkenntnissen zu behandeln.