Hausärzt:in 11/2024
Ärzt:in Assistenz 02/2024

Leberkrebs: Entschlüsselung des molekularen Signalwegs der Tumorentstehung

Ein Forschungsteam um Latifa Bakiri, PhD, und Erwin Wagner, PhD, vom Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien hat den molekularen Signalweg beschrieben, der wesentlich an der Entstehung von Leberkrebs beteiligt ist. 

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist als bösartige Erkrankung der Leberzellen eine der Hauptursachen für krebsbedingte Todesfälle. Während die Behandlungsmöglichkeiten der aggressiven Krebsart begrenzt bleiben, nimmt die Häufigkeit zu. Das internationale Team unter Leitung der MedUni Wien knüpfte bei seinen Forschungen an frühere Ergebnisse an, die die Beteiligung bestimmter Transkriptionsfaktoren (c-Fos und c-Jun) an der Entwicklung von hepatozellulären Karzinomen nahegelegt hatten. Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die an zahlreichen zellulären Prozessen beteiligt sind, einschließlich der Kontrolle von Genen, die mit der Entwicklung von HCC verbunden sind. Um diese Ergebnisse voranzutreiben, entwickelten die Forscher:innen ein neues Mausmodell.

In den Experimenten zeigte sich, dass die Kombination mit bisher in diesem Zusammenhang unerforschten (Fra-)Proteinen die entscheidende Kaskade der Tumorbildung in Gang setzt. Es handelt sich konkret um die Interaktion zwischen c-Jun und Fra-2, die sich in den Untersuchungen als wesentlich bei der Entstehung von Leberkrebs herausstellte. "Bemerkenswert ist, dass wir durch Ausschalten der Protein-Kombination aus c-Jun und Fra-2 eine Umkehrung des Tumorwachstums herbeiführen konnten", erläutert Studienleiter Erwin Wagner.

Zudem zeigte die Untersuchung, dass durch Blockierung eines bestimmten Gens (c-Myc) das Tumorwachstum gestoppt werden kann. "Entsprechend legen unsere Forschungsergebnisse nahe, dass der von uns entschlüsselte molekulare Signalweg einen vielversprechenden Ansatzpunkt für die weitere Erforschung von HCC und die Entwicklung von neuen Therapiemaßnahmen darstellt", erklärt Erstautorin Latifa Bakiri.

Das hepatozelluläre Karzinom ist ein aggressiver Tumor mit raschem Fortschreiten und begrenzten therapeutischen Möglichkeiten. Die Häufigkeit hat zwar in den vergangenen Jahrzehnten auch in westlichen Staaten deutlich zugenommen, dennoch ist diese Krebsart nach wie vor vergleichsweise selten. Dennoch gehört HCC aufgrund der schlechten Prognose zu den häufigsten Krebstodesursachen. Besonders im Rahmen einer fortgeschrittenen Lebererkrankung (Zirrhose, chronische Hepatitis B) tritt das hepatozelluläre Karzinom auf und wird oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) publiziert.