Dr.in CLODI-SEITZ: Wichtig ist es, den Patienten darüber aufzuklären, dass die akuten Symptome einer unkomplizierten Influenza-Infektion zwar nach drei bis sieben Tagen verschwinden, die vollständige Genesung aber in der Regel nach zehn bis 14 Tagen erreicht wird. Bei manchen Personen können Müdigkeit und Schwäche einige Wochen bestehen bleiben. Eine Gesundschreibung ist möglich, wenn sich der Patient ausreichend genesen fühlt, er soll jedoch seinen Gesundheitszustand beobachten und sich bei Bedarf wieder ärztlich vorstellen. Des Weiteren sollte man dem Patienten vermitteln, dass er aufgrund seiner kardiovaskulären Vorerkrankung – sowie des Übergewichts und des Nikotinabusus – ein erhöhtes Risiko aufweist, eine influenzaassoziierte Komplikation zu erleiden, und dass er auf entsprechende Symptome achten soll. Ein Beispiel für eine solche ist die bakterielle Pneumonie, welche v. a. durch Streptococcus pneumoniae oder Staphylococcus aureus ausgelöst wird.1
Typischerweise treten nach einer Influenza-Infektion und Symptomfreiheit von vier bis 14 Tagen erneut respiratorische Symptome auf – mit putridem Sputum, Fieber und Krankheitsgefühl. Zudem haben einige Studien gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Influenza-Infektion und kardiovaskulären Ereignissen wie Myokardinfarkt, Insult oder akutem Herzversagen gibt. Ein besonders hohes Risiko besteht bei Personen höheren Alters bzw. bei Nikotinabusus, chronischen kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen.2
Der Mechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass es durch die vom Influenza-Virus ausgelöste Inflammation zu einer Plättchenaktivierung kommt und die Koronararterien durch Vasokonstriktion verengt werden. Dies bewirkt eine Destabilisierung des vaskulären Endothels sowie ein Ungleichgewicht zwischen dem Sauerstoffangebot und -bedarf des Myokards, welches das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse erhöht. Beispielsweise ist das Risiko, einen Myokardinfarkt bzw. einen Insult zu erleiden, innerhalb der ersten 28 Tage nach einer Influenza-Infektion zwei- bis dreimal bzw. fünfmal höher als das von Personen ohne Influenza-Infektion.3
Prävention ist essenziell
Da der Patient ein erhöhtes Risiko eines schweren Influenza-Verlaufs hat, ist ab der nächsten Saison eine jährliche Influenza-Impfung empfohlen. Einerseits verringert jene das Risiko, an Influenza zu erkranken, andererseits senkt sie bei Erkrankten die Komplikations- und Hospitalisierungsrate sowie die Sterblichkeit – besonders bei Menschen mit chronischen Krankheiten. Zum Beispiel ergab eine Studie4, welche 237.000 Personen eingeschlossen hat, dass eine jährliche Influenza-Impfung mit einer 18%igen Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit assoziiert ist.
Bei Personen mit einem rezenten Myokardinfarkt wurde beschrieben, dass das Risiko, ein weiteres schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden, durch die Impfung um 45 % vermindert war.5 Zudem soll der Patient auf die empfohlene Impfung gegen Streptococcus pneumoniae hingewiesen werden.6 Pneumokokken sind die häufigste Ursache einer bakteriellen Pneumonie im Rahmen einer Influenza-Komplikation, außerdem besteht bei Herrn H. aufgrund der chronischen gesundheitlichen Probleme (HKE, arterielle Hypertonie, Nikotinabusus) ohnehin eine Indikation – auch vor Erreichen des 60. Lebensjahres. Zuletzt kann der Termin für ein Aufklärungsgespräch über Lifestyleänderungen genützt werden, mit dem Ziel der Gewichtsreduktion, der Nikotinkarenz und eines gut eingestellten Blutdrucks.