Hausärzt:in 04/2024

Akute myeloische Leukämie: Individualisierte Therapie

Prof. Klaus Geissler als Vortragender
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Geissler, Leiter des Karl Landsteiner Instituts für hämatoonkologische Forschung und Vorstand der 5. Medizinischen Abteilung mit Hämatologie, Onkologie und Palliativstation, Krankenhaus Hietzing.
© © Aslan Kudrnofsky / karl-landsteiner.at

Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Geissler sprach am 14. Karl Landsteiner Tag über immunologische Therapieansätze bei AML und die Rolle der Hausärzt:in hinsichtlich Diagnose und Nachbetreuung.

GESUND.AT: Herr Prof. Geissler, welche Therapien stehen bei Akuter Myeloischer Leukämie derzeit zur Verfügung und welche Kriterien bestimmen über den Therapieentscheid? 

PROF. GEISSLER: Bei der Therapie der AML müssen wir zunächst entscheiden, wie fit die Patient:in ist, um festlegen zu können, welche Therapie in der individuellen Situation für die Patient:in den größten Nutzen bringt. Grundsätzlich spielt für fitte Patient:innen nach wie vor eine intensive Therapie eine große Rolle. Eine molekulare Charakterisierung der Leukämiezellen erlaubt es jedoch, die intensive Therapie mit zielgerichteten Medikamenten zu ergänzen. Dies steigert die Wirksamkeit der Therapie oft erheblich. Ältere, bei denen man mit einer intensiven Therapie zu viele Nebenwirkungen erwarten muss, sind heute in der Regel Kandidat:innen für eine Therapie mit einer hypomethylierenden Substanz und Venetoclax. Diese Kombinationstherapie hat das Gesamtüberleben der Patient:innen um etwa 50 % verlängert und gilt daher bei diesen Patient:innen als Standardtherapie.