Hausärzt:in 04/2024

Tropenmedizin: Unfälle im Wasser oder mit Tieren

Giftige züngelnde Schlange
Wichtig ist, die Schlange nach einem Biss zu identifizieren.
© george-stewart / unsplash.com
Tierisch gefährlich aber auch abenteuerlich schön. In den Tropen erfordern Unfälle im Wasser und Begegnungen mit gefährlichen Tieren ein rasches und adäquates Handeln.

Als Insel- und Taucherarzt kommt man oft zu Tauchunfällen. Dabei ist es "egal”, welche Art von Tauchunfall vorliegt (DCS I oder II, AGE, etc). Alle Betroffenen werden primär gleichbehandelt.

Dabei gilt:

  • Sicherung und regelmäßige Kontrolle der Vitalfunktionen sowie wiederholte Kontrolle/Dokumentation (Zeugen ihre Telefonnummern selbst notieren lassen)
  • korrekte Lagerung
  • sofortige normobare Sauerstoffgabe
  • Eigen- und Fremdanamnese
  • neurologischer Status
  • Auskultation der Lungen

Falls ein Pneumothorax vorliegt, gilt es, diesen jedenfalls vor dem Abflug mit dem Hubschrauber zu entlasten. Wenn die Patientin/der Patient es noch selbst kann, kann man sie/ihn trinken lassen, wenn nicht, sind eine Infusionstherapie und eventuell ein Blasenkatheter notwendig. Der Abtransport sollte möglichst erschütterungsfrei mit dem Hubschrauber im Tiefflug erfolgen – oder mit dem Schiff kreuzend (beim "Stampfen" gegen die Wellen verschlechtert sich der Zustand des Patienten rasant). Eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) sollte möglichst rasch angestrebt werden.

Daher: Voranmeldung im geeigneten Zielkrankenhaus. 
NICHT empfohlen sind: Acetylsalicylsäure, Heparin oder Kortikosteroide.
Zu bedenken ist: Immersion, also das Eintauchen des Körpers in Wasser, kann gerade beim morgendlichen Baden eines kardial vorgeschädigten Patienten zu Problemen führen: Allein das Stehen bis zum Hals im Wasser bewirkt bis zu einem Liter Mehrdurchblutung des Herzens.

Aufgrund der Umgebungstemperatur spielt die Thermoregulation eine zentrale Rolle, v. a. bei Kindern oder bei Vorerkrankungen wie Morbus Parkinson. Dabei kann eine Überwärmung ab 42,2 Grad Celsius wegen der neurologischen Veränderungen bereits ein tödliches Maximum darstellen, wohingegen bei Unterkühlung ein wesentlich größerer Wechsel des Temperaturbereichs überlebbar ist.

Bei Ertrinkungsunfällen sollte man großzügig Sauerstoff geben und relativ frühzeitig mit der Intubation beginnen, aber zurückhaltend mit der Volumentherapie sein. Eventuell ist eine Magensonde sinnvoll, falls man reanimieren muss. Vergleiche Kinderreanimation: Zuerst 5 x beatmen, dann gleich wie immer die Herzdruckmassage, Beatmung im Wechsel – also 30 x 2 – fortführen.