Hausärzt:in 04/2024

ÖÄK fordert: Impflücken schließen und mehr Gratisimpfungen

Anlässlich der Europäischen Impfwoche betont die Österreichische Ärztekammer die Wichtigkeit von Impfungen und fordert einen Ausbau des Impfprogramms.

Die gestiegenen Zahlen an Masern- und Keuchhustenfällen zeigen deutlich: "Impfen ist eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen, die leider derzeit zu wenig beachtet wird", so Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Anlässlich der derzeitigen Europäischen Impfwoche verweist er erneut auf bestehende Impflücken. "Der Impfpass sollte, besonders im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen geprüft werden, damit die Impfungen auch rechtzeitig aufgefrischt werden", meint Steinhart. 

Er verweist einmal mehr auf Umfrageergebnisse, wonach die Mehrheit der Österreicher:innen befürworten, dass Impfungen ausschließlich von vollumfänglich ausgebildetem medizinischem Personal, insbesondere von Ärzt:innen, durchgeführt werden. Für den ÖÄK-Präsidenten absolut nachvollziehbar: Impfen sei schließlich mehr als nur ein Stich. Die Bevölkerung in Österreich verfüge durch die niedergelassene Ärzteschaft über einen gut ausgebauten, niederschwelligen Zugang zu Impfungen. "Warum sollte man sich also mit weniger als dem Goldstandard, also dem Impfen bei den niedergelassenen Ärzt:innen zufriedengeben?", fragt Steinhart. Er gibt auch zu bedenken, dass gerade jetzt das Vertrauen in die Impfungen gestärkt werden müsse – durch höchstmögliche Qualität und Aufklärung durch Ärzt:innen: "Die Rahmenbedingungen für Impfungen in den Ordinationen sollen weiter verbessert werden."

In Österreich sei das Kinderimpfprogramm schon sehr weit, aber es gebe dann eine Lücke, hält Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates, fest: "So sollte beispielsweise die im Kinderimpfprogramm etablierte Pneumokokken-Impfung auch für Erwachsene kostenfrei sein, ebenso die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und die Impfung gegen Herpes Zoster." Gerade die ältere Generation sei oft mit kostenpflichtigen Impfungen konfrontiert. "Ein bundesweites Impfprogramm sollte alle Altersgruppen einschließen und die finanziellen Hürden, gerade mit einem Blick auf die Senior:innen, schließen", appelliert er an die Politik. Ganz besonders Senior:innen hätten auch die maximale Sicherheit bei Impfungen verdient.

Hier sieht Schmitzberger noch großes Potential: "Wenn wir Ärzt:innen die Impfungen vor Ort lagernd haben, dann können wir als One-Stop-Shop niederschwellig und serviceorientiert rasch dafür sorgen, Durchimpfungsquoten zu erhöhen." Alle im Impfplan empfohlenen Impfungen sollten letztendlich kostenfrei zur Verfügung stehen. "Das kann sich ein reiches Land wie Österreich doch bitte leisten: kostenfreie Impfstoffe – ohne Selbstbehalte, direkt in den Ordinationen verfügbar und sofort verimpft – das wäre das Ziel, um die Vorsorge zu stärken und Durchimpfungsquoten zu erhöhen", zeigt sich Schmitzberger überzeugt.