Hausärzt:in 04/2024

Krebs: Versorgung steht vor Herausforderungen – "stronger together" als Lösung

Die Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) und der Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen in Österreich (AHOP) thematisiert die Herausforderungen der Onkologie in den nächsten Jahren: Starker Anstieg der Zahl an Krebs-Patient:innen, Daten- und Expertise-Flut sowie zunehmender Mangel an Fachpersonal.

Das Szenario bis 2040: Die österreichische Bevölkerung wird um 5 % wachsen. Die Anzahl der älteren Menschen wird überproportional um 40-50 % steigen. Moderne Therapien werden immer besser verträglich und verlängern bei gezieltem Einsatz auch das Überleben. In der Folge werden immer mehr Menschen mit Krebs leben. "Diese Menschen gilt es zu betreuen und zu behandeln", weiß Prim. Priv.-Doz. Dr.in Birgit Grünberger, Tagungspräsidentin der Frühjahrstagung 2024 und Leiterin der Abteilung Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie am Landesklinikum Wiener Neustadt. "Deshalb braucht es kluge Lösungen. Wir sehen vor allem die interprofessionelle Zusammenarbeit als Schlüssel und haben deshalb auch ‚stronger together‘ zum Motto der Tagung gemacht", erklärt sie. 

Einen wesentlichen Ansatz sieht die OeGHO-Vizepräsidentin in Modellen, die der Arbeitsrealität von Onkolog:innen besser gerecht werden. "Mit familienfreundlicheren Modellen könnten wir mehr top ausgebildete Kolleg:innen in den Beruf bringen und so die Versorgung verbessern", so Grünberger. Um zusätzlich die nachkommende Generation an Onkolog:innen zu fördern und Anreize für das Fach zu bieten, hat die OeGHO die YHOGA (Young Hematologists & Oncologists Group Austria) etabliert und integriert diese gezielt in die Arbeit der Fachgesellschaft. Schwerpunkte der YHOGA sind Vernetzung, Fortbildung, Karriereentwicklung und Support.

Großes Potenzial sehen OeGHO und AHOP zudem in der Etablierung des Berufsbilds der Cancer Nurse. Als spezialisierte Pflegekraft könnte die Cancer Nurse mit vertieftem Fachwissen in einem multiprofessionellen Team als Betreuer:in und Navigator:in für Krebspatient:innen agieren und so die Ärzt:innen entlasten.

Neben der personellen Komponente stellt die OeGHO auch die Digitalisierung als Lösungsansatz in den Fokus. Darüber hinaus würde künftig auch Künstliche Intelligenz eine bedeutende Rolle spielen. In der Onkologie sehe man dafür zwei große Anwendungsbereiche: die Diagnose und die Planung der bestmöglichen Therapie. "Natürlich kann ein Computer nicht die medizinischen Entscheidungen oder das empathische Gespräch der Ärzt:innen ersetzen – aber das medizinische Personal kann sich auf diese Weise beraten lassen oder die eigene Einschätzung mit den Vorschlägen der künstlichen Intelligenz vergleichen", unterstreicht Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie.