Hausärzt:in 04/2024

Epilepsie und Entwicklungsstörung: Neues Krankheitsgen entdeckt

Im Rahmen einer internationalen Studie unter Leitung von Martin Krenn von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien konnte GABRA4 in vier Fällen als neues Krankheitsgen identifiziert werden.

Eine zentrale Rolle in der Entstehung von Epilepsien und Entwicklungsstörungen spielen GABAA-Rezeptoren. Bereits neun von 19 GABAA-Rezeptor-Genen wurden mit genetischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Nun konnten durch eine internationale Kollaboration in Europa und den USA insgesamt vier Fälle mit der neuen neurogenetischen Erkrankung identifiziert werden, die durch De novo-Varianten (Spontanmutationen) im Gen GABRA4 verursacht wird. Die klinische Symptomatik der Betroffenen ist äußerst variabel und besteht primär aus Entwicklungsverzögerung, epileptischen Anfällen, EEG-Auffälligkeiten, Aufmerksamkeitsdefiziten und Autismus-Spektrum-Störung.

Darüber hinaus gelang es, durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Physiologie und Pharmakologie (Ralph Gradisch, Thomas Stockner) und dem Zentrum für Hirnforschung (Florian D. Vogel, Margot Ernst) der MedUni Wien, zugrunde liegende molekulare Mechanismen zu entschlüsseln und die pathogene Relevanz der detektierten Varianten weiter zu untermauern. "Diese Arbeit zeigt eindrucksvoll die hohe Wertigkeit von Kollaborationen auf internationaler Ebene und streicht die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit innerhalb unserer Universität hervor, um neurowissenschaftlichen Fragestellungen auf die Spur zu kommen. Dennoch stehen wir mit unserem Verständnis dieser neuen Erkrankung erst am Anfang und es bedarf weiterer Fälle und einer detaillierten funktionellen Aufarbeitung der Mutationen", erklärt Studienleiter Martin Krenn.

Bereits mehrfach konnte in der Vergangenheit gezeigt werden, dass ein detailliertes molekulares Verständnis genetischer Epilepsien eine essentielle Voraussetzung für den Einsatz gezielter Therapien ist. Ein Aspekt, der besonders im Zusammenhang mit GABAA-Rezeptoren relevant erscheint, da diese ein bekanntes Target für diverse Anfallsmedikamente darstellen.

Die Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin "European Journal of Human Genetics" veröffentlicht.

Sajan, S. A., Gradisch, R., Vogel, F.D. et al. (2024). De novo variants in GABRA4 are associated with a neurological phenotype including developmental delay, behavioral abnormalities and epilepsy. European Journal of Human Genetics. https://doi.org/10.1038/s41431-024-01600-3