24 Jahre unserer Lebenszeit verbringen wir schlafend. Rein theoretisch zumindest, denn nicht immer hält sich auch das Schlafmännchen an diese Statistik. Rund 100 unterschiedliche Schlafstörungen sind bekannt. Allesamt haben sie eines gemein: Sie verursachen einen hohen Leidensdruck bei den Betroffenen.
Eine behandlungsbedürfte Schlafstörung liegt vor, wenn Sie mindestens 3 Mal wöchentlich, über einen Zeitraum von 4 Wochen Schwierigkeiten beim Ein- und / oder Durchschlafen haben. Von einer Einschlafstörung spricht man, wenn Sie länger als 30 Minuten zum Einschlafen brauchen. Eine Durchschlafstörung liegt dann vor, wenn Sie nach nächtlichem Erwachen länger als 30 Minuten zum Wiedereinschlafen benötigen.
Die häufigsten Gründe für Schlafstörungen sind ein unregelmäßiger Tagesrhythmus (etwa durch unregelmäßige Arbeitszeiten und Schichtdienste), übermäßiger Alkoholkonsum und Stress. Mehr als die Hälfte aller Schlafstörungen sind Vorboten oder Begleitsymptome einer psychischen Erkrankung. Menschen mit Depressionen leiden häufig unter Durchschlafproblemen und frühem, morgendlichen Erwachen, Patienten mit Angsterkrankungen fällt oft das Einschlafen schwer. Daneben können auch organische Erkrankungen wie Schilddrüsen- oder Herz-Kreislauferkrankungen, Rheuma oder chronische Schmerzen den Schlaf stören.
Fast 80 Prozent der werdenden Mütter finden keinen erholsamen Schlaf. Änderungen im Hormonhaushalt lassen Schwangeren vor allem zu Beginn der Schwangerschaft kaum ein Auge zu tun – trotz bleierner Müdigkeit, die vor allem Frauen im ersten Trimester zusetzt. Mit fortlaufender Schwangerschaft erschweren häufiger Harndrang und der wachsende Bauch eine geeignete Schlafposition zu finden – vor allem dann, wenn kleine Bauchbewohner nachtsüber darin turnen.
Der sinkende Östrogenspiegel ist eine Ursache dafür, warum mehr als die Hälfte der Frauen in den Wechseljahren unter Schlafstörungen leidet. Typischerweise ist nicht nur die Einschlafzeit verlängert, auch die Schlaftiefe nimmt ab. Auch emotionale Faktoren wie Sorgen und Niedergeschlagenheit können die Schlafqualität von menopausalen Frauen beeinträchtigen. Mit den Jahren schüttet unser Körper weniger Melatonin, einen Botenstoff, der den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, aus. Nach ärztlicher Absprache kann die Einnahme dieses "Schlafhormons" den Schlaf bei manchen Frauen verbessern.
Insbesondere wenn Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum andauern, können sie Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität beeinträchtigen. Auf psychischer Ebene ist die Stressresistenz eingeschränkt. Betroffene Menschen sind oft emotional unausgeglichen. Auf körperlicher Ebene steigt das Risiko für Herz- und Stoffwechselerkrankungen. Diabetes, Schlaganfälle und Herzinfarkte kommen nach vielen durchwachten Nächten häufiger vor.
Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt. Er wird Ihre Beschwerden genau hinterfragen und Sie gegebenenfalls weiter an einen Spezialisten überweisen. Da Schlafstörungen unterschiedlichste Ursachen haben können, spielt die Schlafmedizin in verschiedenen medizinischen Fachbereichen eine Rolle – unter anderem in der Psychiatrie, Inneren Medizin sowie der Neurologie.
Eine Untersuchung im Schlaflabor dient zur genauen Abklärung von Schlafstörungen. Dabei zeichnen am Kopf und Kinn des Patienten angebrachte Elektroden die Hirnaktivität während des Schlafes auf. Auch Augenbewegungen, Atmung, Muskelspannung und Sauerstoffsättigung des Blutes werden erfasst. Auf Basis dieser Messwerte kann ein genaues Schlafprofil der einzelnen Schlafstadien (z.B. Wachzustand, REM-Schlaf, Tiefschlaf, kurze Aufweckreaktionen) erstellt werden. Außerdem werden wichtige Atemparameter gemessen, um Atempausen (Apnoen) diagnostizieren zu können.
Generell sollten Schlaftabletten immer nur auf Anraten des Arztes eingenommen werden. Sie sind keine langfristige Lösung und sollten auch nur für einen gewissen Zeitraum verabreicht werden. Bei regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen, kann sich eine gegenteilige Wirkung einstellen – Schlafstörungen treten dann verstärkt auf.
Medikamente aus der Gruppe der Benzodiazepine lösen Ängste und Anspannungen und wirken dämpfend (sedierend). Auf diese Weise fördern sie das Ein- und Durchschlafen. Bei längerer Verwendung können sie sowohl psychisch als auch körperlich abhängig machen und beim abrupten Absetzen Entzugserscheinungen hervorrufen. Die Einnahme sollte daher stets so kurz wie möglich gehalten werden und nach ärztlicher Absprache erfolgen.
Schon seit Omas Zeiten gelten pflanzliche Arzneien als sanfte Mittel gegen Schlafstörungen. Hier bieten sich vor allem Präparate und Tees an, die Baldrian, Hopfen, Lavendel, Passionsblume oder Schlafmohn enthalten. Sie entfalten eine ausgleichende, beruhigende und damit schlaffördernde Wirkung.